Das Projekt FIUMICINA will eine Küche als Ort der Begegnung am Flussufer schaffen. In der Küche wird unsere Lebensweise konkret und sinnlich erfahrbar – was essen wir, für wen bereiten wir Essen zu und mit wem teilen wir unsere Gerichte? Das Zubereiten von Essen wird selten als öffentliche Tätigkeit praktiziert, FIUMICINA soll das ändern und gleichzeitig ein Augenmerk auf den umweltverträglichen Umgang mit Ressourcen und eine klimabewusste Ernährung legen.

Neben einem Ort der Zubereitung ist die Küche auch ein Ort der Begegnung und das Kochen ein Anlass zum Austausch. FIUMICINA lädt ein, den städtischen Naturraum zu erkunden und während des Zubereitens von einfachen Speisen gemeinsame Potentiale, Bedürfnisse und Wünsche für einen neuen öffentlichen Ort am Fluss zu diskutieren.

 

Wie erleben wir die öffentlichen Räume und welche Rolle spielt die Gemeinschaft dabei? Wie verändert sich unser Zugang zu unserer städtischen Umgebung, wenn wir sie sinnlich erfahren – riechen, anfassen, essen? Welches Verständnis von unserem Bezug zur Natur bringt eine solche Erfahrung mit sich? Und umgekehrt betrachtet: welche Rechte und vielleicht auch Wünsche haben die Flüsse selbst? Sind sie nutzbare Ressource, schützenswerte Umwelt oder sogar beides? In welchem Zusammenhang steht unsere körperliche und auch mentale Gesundheit mit unserer Umgebung und unserem Umgang mit ihr?

 

FIUMICINA initiierte als erste Phase im Juli 2022 gemeinsam mit Bewohner*innen und Expert*innen entlang des Flussufers der Eisack eine 3-tägige improvisierte Küche sowie drei Workshops zu den Themen: Bauliche Improvisation, Spontane Kräuter am Fluss und Experimentelles Kochen und Backen. Die Erfahrungen und das erworbene Wissen aus den Workshops wird 2023 in Konzepte und Entwürfe für eine temporäre Küche übersetzt, die 2024 an den Flussufern der Stadt entsteht. Dabei sollen Nachbarschaften und bereits bestehende Aktivitäten und Initiativen mit eingebunden werden.

Mittwoch 27.7.2022

 

10:00 – 18:00 Uhr

Bauliche Improvisation

Zuerst geht es um das improvisierte Bauen und Einrichten einer Küche am Flussufer. Welche temporären Infrastrukturen und Utensilien könnten hilfreich und nötig sein, um gemeinsam Gesammeltes einzukochen, an einer Feuerstelle Brot zu backen oder ein gemeinsames Essen zu zubereiten und zu geniessen? Wir wollen spielerisch und unvoreingenommen Möglichkeitsräume öffnen und gemeinsam testen und diskutieren.

 

Donnerstag 28.7.2022

 

16:00 – 20:00 Uhr

Spontane Kräuter am Fluss

Mit der erfahrenen Kräutersammlerin Irene Hager werden wir an den Ufern der Flüsse Talfer und Etsch essbare Kräuter, Beeren und Wildgemüse bestimmen, sammeln und trocknen oder einmachen (z.B. zu Pesto und Sirup verarbeiten). Gemeinsam wollen wir so unsere Wahrnehmung für die oft übersehenen Pflanzen unserer Umgebung schärfen und die reichen Ressourcen der Natur und ihre Geschmacksnuancen (wieder)entdecken.

 

Freitag 29.7.2022

 

15:00 – 20:00 Uhr

Experimentelles Kochen und Backen

Gemeinsam mit dem erfahrenen Bäckermeister der Bäckerei Patauner aus Siebeneich wollen wir mit Brotteigen aus lokalen Zutaten, Rezepten und experimentellen Backweisen wie einem ursprünglichen heißen Stein oder hypertemporären Backöfen aus lokalem rohem und gebranntem Lehm experimentieren. Das Brot dient hier stellvertretend als ursprüngliches Grundnahrungsmittel der meisten Regionen der Welt. Themen wie Zeit, Qualität, Wertschätzung und Gesundheit können an diesem Beispiel besprochen und diskutiert werden.

Die Designerin Johanna Dehio (*1984) arbeitet in unterschiedlichen Konstellationen an angewandten Forschungs- und Designprojekten im sozialen und kulturellen Kontext. Verschiedene Aspekte von Improvisation dienten immer wieder als Impuls und Inspiration für ihre Arbeit, die die Beziehung zwischen Mensch, Objekt und Raum als Thema hat. Alle Aspekte des Design sind auf das Lebensumfeld und die Situation des Menschen zurückzuführen und darin kontextualisiert. In mehreren Kooperationsprojekten bezieht sie sich auf das Kochen als Metapher für kulturelle Prozesse und nähert sich so komplexen Fragestellungen anhand von exemplarischen praktischen oder sinnlichen Erfahrungen. Sie lehrt an der Universität der Künste Berlin (UdK), der Freien Universität Bozen (unibz) und der HfbK Hamburg und hält Workshops und Vorträge.

Johanna Padge studierte Design und Kunst in Halle und Hamburg. Sie ist Tischlermeisterin und arbeitete im Handwerk und in Bildungsprojekten in Frankreich, Deutschland, Mali und Mosambik. Als Gestalterin setzt sie sich mit den Themen partizipative Gestaltung, Teilhabe und Stadtplanung auseinander. Ihre Arbeiten nehmen Form an in gestalteten Räumen, Ausstellungen, Publikationen, Archiven, Workshops und Gesprächen. Ihr Interesse gilt hier sowohl der sozialen als auch der gebauten Architektur, die sie als prozesshaft begreift.

Mascha Fehse lebt in Berlin und arbeitet zwischen Kunst, Architektur und Design. Ihre Arbeit befasst sich mit Fragen, die den öffentlichen Raum und Gemeingut betreffen. Sie konzentriert sich auf Auseinandersetzungen im Mikro-Maßstab, angewandte experimentelle Ansätze und einen Design-Diskurs, der Neugierde auslöst und Raum für eine Vielzahl von Perspektiven lässt. Ihre Arbeiten kreisen um soziale Konstellationen, infrastrukturelle Beziehungen, strukturelle Verbindungen, ökologische Abhängigkeiten, imaginative Assoziationen und konstruktive Spannungen und haben zu einer Reihe von kollaborativ produzierten und sozialen Räumen geführt.

Jahr

2022 – ongoing

Künstlerische Leitung

Angelika Burtscher, Daniele Lupo

Ein Projekt von

Johanna Dehio, Johanna Padge, Mascha Fehse

Grafik-Design

Chiara Cesaretti, Linsey Dolleman

Im Rahmen von

FLUX – River interventions and explorations

Produktion und Koordination

Ada Keller, Elisa Del Prete

Fotodokumentation

Elisa Cappellari