zugänglich – über Architektur
„zugänglich – über Architektur“ gestaltet sich als eine Reihe von Vorträgen und Installationen. Die Vortragenden und Gestalter der Abende sind Architekten. Die Reihe ist jedoch nicht als „Werkschau“ konzipiert, mit Diavorträgen über Gebautes und fertig Erdachtes, vielmehr war es uns ein Anliegen, aufzuspüren was Antrieb für die Beschäftigung mit unserer Umwelt oder für die Suche nach neuen Denkansätzen ist. Welche Beobachtungen, Gedanken, oder Anliegen stehen dahinter, kurz, und was umtreibt gerade Planer und Gestalter?
Lungomare ist ein Ort, der Gestaltung im weitesten Sinn zum Thema hat. Es ist ein Forum für alles was damit zusammenhängt, von Design bis zur Mode, von der Grafik bis zur Architektur, von der Kochkunst bis zum Film.
Junge Architekten geben in „zugänglich“ Einblicke in ihre Denk- und Arbeitsweisen. Weder die Thematik der Beiträge noch die Form der Präsentation waren vorgegeben. Dementsprechend groß ist schlussendlich auch die Spannweite der angesprochenen Argumente: Von Entwurfskonzepten bis hin zu urbanistischen Fragestellungen, von der Darstellung der Architektur in Zeichnung und Fotografie bis hin zur akustischen Wahrnehmung von Räumen.
Gemeinsam ist den Beiträgen eine sehr persönliche und eigenständige Zugangsweise zu Fragestellungen der Architektur und des Lebens, die sich aus der genauen Beobachtung und der Hinterfragung von Seh- und Denkgewohnheiten ergibt. Das spiegelt sich auch in der Darstellung wieder: Rauminstallationen zur Darstellung von Entwurfsansätzen, Vorträge mit Diskussion, Klanginstallationen und Musikbeiträge wechseln sich ab und ergänzen sich.
Lungomare
Installation von Armin Blasbichler
Armin Blasbichler beschäftigt sich in seiner Installation mit der zeichnerischen Darstellung von Architektur. In Anlehnung and das Vokabular von Bauplänen besteht die Arbeit in der materialisierten Einlagerung von 1:1 – Planfragmenten in jene Umgebungen, die sie vorgeben zu beschreiben. Der Maßstab 1:1 stellt den Grenzzustand jeden Modells dar, so auch der Zeichnung. Unter dieser Vorgabe muss sie sich von der ihr zugedachten Funktion emanzipieren. Die Gleichzeitigkeit der Wahrnehmung setzt die beschreibende Vorstellung des Plans und das tatsächlich Erlebte in einen oszillierenden Zustand. In der Rolle eines advocatus diaboli untersucht die Arbeit Auswüchse und Möglichkeiten von Mittelbarkeit und Wirklichkeitsanspruch.
Installation von freilich landschaftsarchitektur
Das Thema der Installation beschäftigt sich mit dem Nutzungsspielraum des Freiraums. Wie vielfältig öffentlicher Raum benutzt werden kann, scheint in einer Welt der Telekommunikation und allgemeinen Berufstätigkeit in Vergessenheit zu geraten. Der Freiraum wird immer mehr zu einem Durchgehraum. Spiel- und Freizeittätigkeiten werden in eigene Zonen verschoben – fernab vom Stadt- oder Dorfleben, Unterhaltung und Kommunikation wird multimedial-individuell aufgearbeitet. Die öffentlichen Räume im Zentrum der Orte bleiben den Einkäufern und Besuchern vorbehalten, eine gewisse Leere ist zu spüren, da die Vielfalt der Aktivitäten fehlt. Traut man sich noch, auf einem öffentlichen Platz zu spielen? Kann Unterhaltung spontan in öffentlichen Räumen stattfinden? Die
Installation soll dazu animieren, unterschiedliche öffentliche Räume wahrzunehmen, temporär zu besetzen und bespielen.
Installation von Plasmastudio
In der Installation von Plasmastudio wird das Detail als Teil einer angewandten Entwurfsstrategie gesehen, und damit experimentiert. Es entsteht eine Installation, welche zum Ziel hat, das Detail in seinem historischen Kontext zu überdenken und bei welcher das Verlassen des kartesischen Systems im Vordergrund steht. Die Beziehung und das Zusammenspiel zwischen Kontext, Form, Performance und verwendetem Material kommen zum Ausdruck, neue Herstellungsmethoden werden einbezogen, neue Möglichkeiten sollen ausgelotet werden. Die Installation zeigt, wie formale Entscheidungen die Materialeigenschaften verändern, und wie Deformationen zu strukturaler Stärke führen können.
Installation von riccione architekten
Zuerst wird geplant, dann gebaut und dann kommt das Architekturfoto. Im Ausstellungsprojekt für Lungomare wird dieser Weg umgekehrt: am Beginn steht das Bild eines Gebäudes, um dazu eine Zeichnung (einen Plan / Entwurf) zu entwickeln.
Installation von Weber + Winterle
Die Installation ist ein Versuch, das Territorium anhand eines fortlaufenden, gewellten Grasteppichs mit zu modellieren. Dabei wird mit der zweideutigen Beziehung zwischen “natürlicher Natur” und “kün- stlicher Natur” gespielt. Es handelt sich um den Prototyp eines Designobjekts, auf das man sich hinsetzen oder hinlegen und Sonne tanken kann. Gleichzeitig stellt es das Maßstabmodell eines urbanen, architektonischen Eingriffs dar, in dem Land Art und die Begrünung eines öffentlichen Raumes mit dem Nutzer interagieren.
Vortrag und Klanginstallation von Ulrich Troyer
Der Vortrag beschreibt den kreativen Umgang mit Raumakustik, zeigt Möglichkeiten auf, die Akustik in den Entwurfsprozess mit einzubeziehen und beschreibt anhand raumakustischen Grundlagen den Aspekt des Hörens und Wahrnehmens blinder Personen von Architektur.
Die Klanginstallation beruht auf Gesprächen mit blinden Menschen über ihre Wahrnehmung von Stadt, Raum und Architektur. Dem Zuhörer erschließt sich eine ihm bekannte Welt, die er jedoch nur selten bewusst wahrnimmt.
Vortrag und Aktion von Christian Schwienbacher
Christian Schwienbacher thematisiert in seinem Vortrag das Verhältnis zwischen Bauherrn und Architekten. Jeder Bauherr konsumiert eine Flut von Zeitschriften und Reportagen über das Wohnen. Daraus entstehen in seiner Vorstellung Konglomerate aus verschiedensten Stilen und Ausdrucksformen ohne der
Reflexion persönliche Bedürfnisse und Anforderungen. Für einen zielführenden Entwurfsprozess sind jedoch Aussagen der Bauherrn über zusätzliche Rahmenbedingungen und eine Feststellung der konkreten Bedürfnisse und Ansichten wesentlich. Es werden Strategien gesucht, die Bilder und Vorstellungen im Kopf des Bauherrn mit seinen individuellen, subjektiven
Notwendigkeiten zu konfrontieren. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Bauherr und Architekt ist für einen zielführenden Entwurfsprozess Voraussetzung.
Aktion mit dem Koch Oskar Messner vom Restaurant Pitzock in St. Peter/Villnöss
Vortrag und Diskussion von und mit feld72
feld72 thematisiert in seinem Beitrag die Herausforderung und Motivation, als Kollektiv mit Mitteln jenseits des Klischees des rein architektonischen Denkens Aspekte verschiedenster Realitäten zu untersuchen und in sie einzugreifen. feld72 versucht parallel zu einer Diskussionsrunde anhand einer Collage einen Erzählstrang zu visualisieren, der die Methoden auf Südtirol angewandt darstellen wird.
Vortrag von Andreas Flora, sapinski salon
Selektive Wahrnehmung, ob bewusst oder unbewusst steuert die Entstehungsprozesse von Architektur. In der Fotografie stellt der selektive Blick ein wesentliches Qualitätsmerkmal dar. Er entscheidet über Inhalt und Ästhetik des Dargestellten und hat somit ein kreatives und manipulatives Potential. Anhand diverser Ansätze zu einer Theorie der Fotografie lassen sich Analogien zu Entwurf und Aneignung von Architektur feststellen. Der Vortrag versucht einige dieser Analogien zu beschreiben und damit ein Verständnis für Entwurfsmethodik und die gesellschaftlichen Verflechtungen von Architekturen zu erzeugen.
Vortrag von Carlotta Polo
Das Thema der Konferenz ist die diagrammatische Architektur anhand des Buches “Capitalismo e Schizofrenia” von G.Deleuze. Ich möchte mich mit diesem Buch beschäftigen und diese Theorie auf unsere Realität in Südtirol projizieren. Es geht um verschiedene Ansätze, um unsere Realität besser verstehen zu können. Es kann aber auch passieren, dass durch dieses Buch noch mehr Fragen entstehen, da das Buch sehr viele Wege öffnet. Die Konferenz wird auch eine Art Spaziergang durch die heutigen städtebaulichen, philosophischen Theorien, die auf inter- nationaler Ebene relevant sind. Es gibt auch andere Architekten und Stadtplaner, die sich mit dem Thema beschäftigt haben (Foreign Office “Yokohama”, Manuel Gausa “Hi Cat”, Vicente Guallart “Sociopolis”, ecc.).
Vortrag von Lukas Abram
Lukas Abram untersucht in seinem Vortrag, wie der gesellschaftliche Wandel von der bäuerlichen Subsistenzwirtschaft zur Dienstleistungsgesellschaft die ländlichen Traditionen Südtirols unter- gräbt, und welchen Einfluss das auf Alltagsarchitektur und Landschaft hat. Ein erbaulich illustrierter Exkurs über soziolo- gische Veränderungen, Sinnkrisen und verlorenes Selbstbild.
Clipart
EOS-Solutions for Business
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Heinrich Gasser
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Tecnomag
Jetzt und bald
AUSSTELLUNG :: Binta Diaw :: Collective Practices – A Living Experience of Feeling ListenedÜber Lungomare
Lungomare, 2003 in Bozen gegründeter Kulturverein, versteht sich als ein Projektraum, in dem auf das Bedürfnis und die Notwendigkeit reagiert werden kann, Ideen, Meinungen, Erfahrungen und Differenzen auszutauschen und kulturelle Aktivitäten in ihrem politischen und sozialen Kontext zu erfahren. Lungomare erforscht und erprobt in seinen Projekten das Beziehungsgeflecht zwischen Design, Architektur, Stadtplanung, Kunst und Theorie und präsentiert diese anhand unterschiedlicher Formate: Publikumsgespräche, Symposien, Publikationen, Ausstellungen und Interventionen im öffentlichen Raum. Sie sind darauf ausgerichtet, in die kulturellen und sozio-politischen Prozesse des von Lungomare bespielten Territoriumseinzugreifen. Aktuell konzentrieren sich die Aktivitäten von Lungomare auf Projekte langfristiger Residencies: Die Gäste von Lungomare sind eingeladen, sich im und mit dem Kontext Südtirol auseinander zu setzen und in diesem zu agieren. Die Aktivitäten von Lungomare sind an folgenden drei Prinzipien ausgerichtet: eine spezifische Aufmerksamkeit für das Umfeld, in dem die Projekte durchgeführt werden, der transdisziplinäre Zugang, der sie kennzeichnet und die Reflexion über die Rolle von Lungomare als Kulturinstitution im Kontext seines bespielten Ortsgebietes.
ChronologieTerritorium
Lungomare befindet sich am Ortsrand von Bozen, der Hauptstadt Südtirols und versucht die Bezüglichkeiten zu seinem Umfeld anschaulich zu machen, indem es seine verändernden Dynamiken thematisiert. Bozen ist durch eine Mischung dichter Wohngebiete und ausgedehnter Grünflächen charakterisiert. Letztere werden weitgehend landwirtschaftlich genutzt und durchdringen vielerorts und bis ins Zentrum das urbane Stadtgebiet, was der Stadt eine landschaftlich pittoreske und besondere Note verleiht. Die es umringenden Berge tragen ebenso zum hohen touristischen Image der Stadt Bozen und seiner Umgebung bei und sind unter anderem der Grund, warum die Region wirtschaftlich vor allem durch seinen Tourismus boomt. Die demografische Struktur der Stadt ist seit geraumer Zeit durch das Zusammenleben zweier Bevölkerungsgruppen, der deutsch- und der italienischsprachigen geprägt. Die soziale und demografische Zusammensetzung der Bevölkerung ist heute im Wandel. Migranten auch aus nichteuropäischen Ländern lassen sich hier nieder oder durchqueren die Region, zum Teil auf der Suche nach politischem Asyl