Ort

Lungomare und öffentlicher Raum in Bozen

Kuratiert von
Mitwirkende

In Zusammenarbeit mit:
Donne Nissà, Porte Aperte, Fondazione Langer, Giant-Bi, Volontarius, Mosaik, Latinoamerica y su gente

Programm

20.07.2008
11 Uhr, Lungomare Gallery: Diskussion mit Franco La Cecla
14 Uhr, Talferwiese: Discursive Picnic mit UNWETTER & Alessio Antoniolli

21.07.2008
19.30 Uhr, Lungomare: Workshop mit Franco La Cecla für Sozialarbeiter und interkulturelle Mediatoren

26.07.2008
Workshop mit Amy Plant, Informal Learning

31.07.2008
19.30 Uhr, Lungomare Gallery: Diskussion mit Amy Plant & Committee for Radical Diplomacy

02.08.2008
Workshop mit Committee for Radical Diplomacy – „Fehlt dir etwas?“

08.08.2008
19.30 Uhr, Lungomare Gallery: Event mit HIWA K – „Cooking with Mama“

04.09.2008
18 Uhr: Diskussion (ex Alumix), Die Resultate von Summer Drafts werden im Rahmen des Projektes Tabula Rasa im Manifesta 7 Sitz in Bozen diskutiert.

UNWETTER & Alessio Antoniolli

Stadtbewohner und Gäste sind zu einem Plauder-Picknick eingeladen. Seine „potluck“-Struktur (Essen, bei dem jeder Beteiligte eine Speise mitbringt) ermutigt die Gäste, sich am Picknick zu beteiligen und mit den Lebensmitteln aus der „thermischen Tasche“ von UNWETTER zu kombinieren. Plauder-Picknicks haben einen improvisatorischen Charakter, schaffen somit Raum für Aktionen und bieten eine zwanglose Atmosphäre für Gruppenbildungen und interessante Beziehungsnetze, sowie diskursive Dialoge zwischen den Teilnehmern.

Franco La Cecla

Das Projekt “Summer Drafts” wird mit einem informellen Frühstück und einer Gesprächsrunde mit dem Anthropologen und Architekten Franco La Cecla eröffnet.
Carlo Calderan, Architekt und Chefredakteur der Zeitschrift Turris Babel, leitet das Gespräch, die Künstler des Projektes „Summer Drafts“ diskutieren mit ihm.

Franco La Cecla stellt in diesem Gespräch sein neues Buch “Contro l’architettura” vor. In diesem Buch wird der “Archistar”, sowie die zeitgenössische Architektur analysiert und kritisiert. Das Buch behandelt die Gewichtigkeit der künstlerischen Unterschrift des Architekten und die darauffolgende politisch-kulturelle Unverantwortlichkeit von Seiten des Architekten gegenüber dem Unverständnis der Personen, für die diese dreidimensionalen „Reklametafeln“ (die zeitgenössischen Bauten) erbaut werden. Das System Architektur verschanzt sich hinter dem Anspruch der künstlerischen Unabhängigkeit und Kreativität und es entpuppt sich für die Dynamiken des Marktes und der Machtspiele als völlig ausgedient.

Diese Diskussion anlässlich der Eröffnung von Summer Drafts lädt die Besucher ein, sich mit der Architektur im Zusammenhang mit der Raumaufteilung und somit mit den Personen auseinanderzusetzen. Sie knüpft sich auf diese Weise an die Idee des Projektes Summer Drafts an, welches auch Organisationsstrukturen von “Raum” und somit von Personen untersucht. Summer Drafts macht sich zur Aufgabe, Gesellschaftsformen zu entwickeln, die aus einem zeitgenössischen und künstlerischen Kontext heraus entstehen. Das, was sich in erster Linie von der architektonische Praxis der Beispiele La Ceclas’ und der von der gebauten Praxis der „Gesellschaftsentwürfen“ von Summer Drafts unterscheidet, ist im ersten Fall die isolierte Kreativität. Im zweiten Fall wird explizit auf Menschen und auf ihren Kontext eingegangen.

In seinem Buch bezieht sich La Cecla auf das System der zeitgenössischen Kunst, die ebenso wie die Architektur oft von den spektakulären Mechanismen der Mode und des Trends beeinflusst ist. “Aber”, so La Cecla, “wenn die zeitgenössische Kunst im Museum vorzufinden ist, ist die Architektur beim Volk, und erlegt sich dem auf, der darin zu wohnen und zu leben hat.” Man könnte hinzufügen, dass die zeitgenössische Kunst selbst immer mehr Wohnkunst wird, auch wenn es nur für einen Spaziergang durchs Museum ist. Die “Bezugsästhetik” von Nicolas Bourriaud macht sich zumindest in der Theorie zur Aufgabe, Gesellschaftsmomente und – räume in einer Gesellschaft zu schaffen, in der öffentliche Räume stetig weniger werden. Sowohl im Fall der “Bezugskunst”, zumindest bei den von Bourriaud aufgeführten Beispielen, als auch bei vielen Fällen in der Architektur, haben wir ein künstlerisches Produkt, welches im Studio vorgefertigt wird und dazu gedacht ist, zu möglichst vielen unterschiedlichen Orten (städtisch oder museal) zu passen, um von den eigentlichen Kontexten abzulenken. Es geht hier nicht nur darum, im Rahmen eines speziellen Ortes, interessiert an einem geschichts-geografischem Studio in dieser Region zu arbeiten, noch an einer Soziologiestudie. Es geht auch nicht darum Grundstudien mit Hilfe akademischer Mittel zu leisten. Es handelt sich vielmehr um eine viel komplexere Sache, als es je eine akademische Analyse oder eine solitäre Schaffung vollbringen könnte. Es geht darum, mit den Leuten zu reden, mit ihnen Zeit zu verbringen, ihnen zu zuhören und mit ihnen Sachen zu unternehmen.

Amy Plant

Informal learning, informelles Lernen, ist eine Art zu lernen, wie es jeder von uns im Alltag erlebt. Es ist Wissen, welches nicht verschlüsselt ist, und um einen Zugang dazu zu haben, muss man jemanden finden, mit dem man es teilen kann: Wissen ist wertlos, wenn man es für sich behält. Mit der Gruppe Giant-Bi beginnen wir eine Reise auf der Suche nach „informal learning“.

Committee for Radical Diplomacy

Hast du schon einmal etwas verloren, was du nicht wieder gefunden hast? Oder, umgekehrt, möchtest du dich unbedingt von etwas befreien? Für drei Wochen eröffnet das Committee for Radical Diplomacy in Zusammenarbeit mit Donna Nissà ein verloren/gefunden-Büro für Dinge oder Gedanken. Die Gruppe entwickelt Methoden um Wünsche neu-zu-finden und für Umgangsweisen mit kollektiven Prozessen, Hoffnungen und Ideen.

Hiwa K

Als Abschlussevent von Summer Drafts wird Hiwa K gemeinsam mit seiner Mutter kochen. Während Hiwa K kocht, kommuniziert er zeitgleich mit seiner Mutter im Irak via Skype. Das Event soll das Publikum und die Teilnehmer bei der Speisenzubereitung und beim Essen mit einbeziehen. Normalerweise ist es die Mutter, die ihrem Sohn beibringt, ein typisch-iranisches Gericht zu zaubern. Doch in diesem Fall werden es die Teilnehmer von Summer Drafts sein, die sich eine Speise ausdenken und sie von Hiwas Mutter und anderen Leuten an unterschiedlichen Orten zeitgleich kochen lassen. Das fertige Gericht wird ein Übersetzungsversuch von Speisen sein, welcher die Erfahrungen und die Ergebnisse von Summer Drafts zusammenfasst und so symbolisch über die Grenzen des Kontextes von Bozen hinaus in die Welt projiziert.

Drucksachen

Summer Drafts Summer Drafts

Weitere Materialien
Mit Unterstützung von

Autonome Provinz Bozen-Südtirol, Kulturabteilungen, Abteilung Sozialwesen
Stadt Bozen, Kulturamt, Assessorat für Sozialpolitik und Chancengleichheit
British Council