Auf Gebautem Bauen
Eingriffe in historische Bausubstanz
Immer schon wurde an Bauwerken weitergebaut, Bestehendes wurde nach neuen Gestaltungsprinzipien überformt oder schlicht an eine geänderte Nutzung angepasst. Diese Veränderung ist ein Prinzip des Bauens, das den Weiterbestand des Gebauten über Jahrhunderte gewährleistet hat. Erst im 20. Jh. wurde diese Kontinuität gebrochen: Die technische Revolution stellte den Bestand grundlegend in Frage, das Interesse galt den neuen Formen und Materialien. Die wuchernde Bautätigkeit in den letzten Jahrzehnten und der Verlust maßgeblicher Teile der historischen Bausubstanz führen heute langsam zu einem Umdenken. Lokale Bautradition und kulturelle Identität gewinnen wieder an Wert, wenn auch oft als unerträglich vordergründige Klischees.
In diesem Sinn soll auch eine gemeinsame Diskussion eröffnet werden: Auf Gebautem bauen, aus der Sicht von Kunsthistorikern, Denkmalpflegern und Architekten anhand von 19 Beispielen aus Südtirol. Die Spanne reicht von der mittelalterlichen Burganlage über Stadthäuser und ländliche Ensembles bis zu den Baudenkmälern der Moderne.
Lungomare
Eröffnung, Buchpräsentation und Diskussion
30.11.2005
Mit: Angelika Burtscher (Lungomare), Hermann Gummerer (Folio) und Susanne Waiz
Runder Tisch: Gebaute Identität – Weiterbauen auf dem Land
Mit:
Walter Angonese – Architekt, Moderation
Helmut Stampfer – Leiter
Christoph Mayr Fingerle – Architekt
Willi Rainer – Ex-Bürgermeister von Sexten
Hans Heiss – Historiker
Giancarlo Anzaloni – Journalist, Alto Adige
Peter Ortner – Heimatpflegeverband Südtirol
Heinrich Mutschlechner – Architekt
Diskussion und Einführung in den Fotoessay von Guido Guidi über den Borgo Vittoria in Sinich (Meran)
14.12.2005
Einführung: Umberto Bonagura (Architekt)
Runder Tisch: Historische Zentren – Weiterbauen in der Stadt
Mit:
Arno Ritter – aut–architektur und tirol, Moderation
Waltraud Kofler-Engl – Denkmalamt Bozen
Walter Hauser – Architekturforscher
Marco Podini – Unternehmer
Hannes Obermair – Historiker
Benedikt Sauer – Journalist
Walter Gadner – Architekt
Luigi Scolari – Architekt
Die im Buch gezeigten 19 Projekte aus Südtirol dienen als Fallbeispiele für den Umgang mit dem Baubestand: visuell vermittelt durch die Aufnahmen bekannter Fotografen und vertieft durch Hörbilder über die Geschichte der Gebäude. Dabei soll ein poetischer Zugang zum Thema geschaffen werden. Die Fotografien stehen als großformatige, gerahmte Bilder im Mittelpunkt, essayartige Texte erzählen die Genese der Projekte, während technische Informationen in den Hintergrund treten. Die Ausstellung richtet sich nur an Fachleute, sondern an ein kulturell interessiertes Publikum.
Die Diskussion um „weiterbauen“ und erhalten, in die nicht nur Denkmalpflege und Architektur, sondern ebenso Heimatpflege und Urbanistik eingebunden sind, wird in den Regionen rund um Südtirol fortgesetzt. Das Buch ermöglicht erstmals einen sinnvollen Diskurs zwischen Architektur und Denkmalpflege, indem Beispiele gezeigt werden die für beide Bereiche vorbildlich sind. Eine traditionelle Pattstellung wird dadurch aufgelöst, „Auf Gebautem bauen“ will vermitteln statt zu polarisieren.
In den verschiedenen Orten der Ausstellung werden vorwiegend lokal besetzte Diskussionsrunden den Umgang mit der lokalen Bautradition ausloten: im Vergleich der Regionen treten Eigenheiten und Unterschiede in der Denkmalpflege nördlich und südlich der Alpen hervor, aber auch die unterschiedliche Haltung und Sensibilität von Architekten und Bauherrn, Politikern und öffentlicher Verwaltung. Das Land Südtirol wird zum Wegbereiter einer wichtigen Diskussion um ein ausgeglichenes Verhältnis von Erneuerung und Tradition in der Baukultur: Was bestimmt das Tempo der Veränderung in Dorf und Stadt, sind es Wohlstand und Tourismus oder haben sich einfach die Bedürfnisse geändert? Geschieht die Veränderung im Interesse Einzelner oder wird sie von einem breiten gesellschaftlichen Konsens getragen? Welche Rolle spielen dabei die urbanistischen Bestimmungen? Diese und weitere Fragestellungen begleiten die Ausstellung.
Stationen der Wanderausstellung:
Lungomare, Bozen/Bolzano (2005)
Archiv für Baukunst, Innsbruck (2006)
VAI – Vorarlberger Architektur Institut, Dornbirn (2007)
Porta S. Agostino nell’ambito di Bergamo Architettura (2007)
Università Iuav di Venezia – Facoltà di Architettura (2008)
Konzept: Die Wanderausstellung
Einladung: Auf Gebautem Bauen, VAI Vorarlberger Architektur Institut
Einladung: Auf Gebautem Bauen, Archiv für Baukunst Universität Innsbruck
Einladung: Buchpräsentation, Schloss Tirol
Autonome Provinz Bozen-Südtirol, Kulturabteilungen
Autonome Region Trentino-Südtirol
Fördermitglieder 2005:
Clipart, Eos-Solutions for Business, Heinrich Gasser, Finstral, Parkhotel Laurin, Höller-vollendet Räume, mc11-Managment Consultants, Tecnomag
Jetzt und bald
AUSSTELLUNG :: Binta Diaw :: Collective Practices – A Living Experience of Feeling ListenedÜber Lungomare
Lungomare, 2003 in Bozen gegründeter Kulturverein, versteht sich als ein Projektraum, in dem auf das Bedürfnis und die Notwendigkeit reagiert werden kann, Ideen, Meinungen, Erfahrungen und Differenzen auszutauschen und kulturelle Aktivitäten in ihrem politischen und sozialen Kontext zu erfahren. Lungomare erforscht und erprobt in seinen Projekten das Beziehungsgeflecht zwischen Design, Architektur, Stadtplanung, Kunst und Theorie und präsentiert diese anhand unterschiedlicher Formate: Publikumsgespräche, Symposien, Publikationen, Ausstellungen und Interventionen im öffentlichen Raum. Sie sind darauf ausgerichtet, in die kulturellen und sozio-politischen Prozesse des von Lungomare bespielten Territoriumseinzugreifen. Aktuell konzentrieren sich die Aktivitäten von Lungomare auf Projekte langfristiger Residencies: Die Gäste von Lungomare sind eingeladen, sich im und mit dem Kontext Südtirol auseinander zu setzen und in diesem zu agieren. Die Aktivitäten von Lungomare sind an folgenden drei Prinzipien ausgerichtet: eine spezifische Aufmerksamkeit für das Umfeld, in dem die Projekte durchgeführt werden, der transdisziplinäre Zugang, der sie kennzeichnet und die Reflexion über die Rolle von Lungomare als Kulturinstitution im Kontext seines bespielten Ortsgebietes.
ChronologieTerritorium
Lungomare befindet sich am Ortsrand von Bozen, der Hauptstadt Südtirols und versucht die Bezüglichkeiten zu seinem Umfeld anschaulich zu machen, indem es seine verändernden Dynamiken thematisiert. Bozen ist durch eine Mischung dichter Wohngebiete und ausgedehnter Grünflächen charakterisiert. Letztere werden weitgehend landwirtschaftlich genutzt und durchdringen vielerorts und bis ins Zentrum das urbane Stadtgebiet, was der Stadt eine landschaftlich pittoreske und besondere Note verleiht. Die es umringenden Berge tragen ebenso zum hohen touristischen Image der Stadt Bozen und seiner Umgebung bei und sind unter anderem der Grund, warum die Region wirtschaftlich vor allem durch seinen Tourismus boomt. Die demografische Struktur der Stadt ist seit geraumer Zeit durch das Zusammenleben zweier Bevölkerungsgruppen, der deutsch- und der italienischsprachigen geprägt. Die soziale und demografische Zusammensetzung der Bevölkerung ist heute im Wandel. Migranten auch aus nichteuropäischen Ländern lassen sich hier nieder oder durchqueren die Region, zum Teil auf der Suche nach politischem Asyl