Ort

Öffentlicher Raum in Bozen
Lungomare

Kuratiert von
Mitwirkende
If you want to get out of a whole, stop digging

Manuel Raeder

Manuel Raeder reflektiert gestalterisch mögliche Deutungen von „Freiraum“. Die Designintervention wird zum „reflexiven Design“, eine Herangehensweise die er schon seit mehreren Jahren erprobt und neu definiert hat.

Zäune sind ursprünglich dazu da etwas oder jemanden, drinnen oder draußen zu halten. Sie sind genau das Gegenteil von Offenheit oder einer geöffneten Türe, wo Durchzug und ein Austausch ermöglicht werden kann. Ausgangspunkt dieser Arbeit ist die aktuelle Einwanderungspolitik in Italien und in der EU. Einerseits erklärt man die Grenzen für geöffnet, andererseits werden die Bedingungen für Immigranten immer komplexer und nur schwer ermöglicht man ihnen ein normales Leben.

Manuel Raeder gibt mit seiner Abänderung des Zaunes als halbrundes Element einen Teil der Fassade der Diözese Bozen-Brixen in der Südtirolerstrasse in Bozen wieder, und lässt seine drei-dimensionale Intervention zu einem Kommunikationsträger werden. Dieser gebogene Zaun bildet keine Mauer, sondern ist immer noch durchsehbar. Die Intervention im Stadtraum wird mit verschiedenen Materialien bespielt, und bildet so Muster und Wörter, welche während der Laufzeit des Projektes „Place it“ mehrmals geändert werden. Auch der Ort der Intervention neben dem Busbahnhof ist bewusst gewählt, ein zentraler Ort der Ankunft und Abreise in Bozen.

Vorschläge zur Veränderung

Luna Maurer und Roel Wouters

„Vorschläge zur Veränderung“ ist eine Übung ohne explizites Ziel, die nur die Tatsache als Leitgedanken trägt, dass es möglich ist, alltägliche Gewohnheiten zu ändern. Einzelbuchstaben formen Wörter und diese werden zu Sätzen. Es handelt sich um einfache Anweisungen, weder radikal, noch politisch gesinnt, die jeder ausprobieren kann, da sie aus dem alltäglichen Leben gegriffen sind. Es sind kleine Denkanstöße, die den Alltag, den Ort, die Herkunft bis hin zur Identität bewusst werden lassen, um diese Punkte kritisch zu überdenken und zu reflektieren. Die zehn Sätze sind beispielhaft und können endlos fortgesetzt werden.

Denn in einem Land, wo man sich seiner Schönheit bewusst ist, sowie seine Traditionen und Kultur stark pflegt, herrscht die Angst vor, diese zu verlieren. Dies führt zu einem gesteigerten, demonstrativen Ausleben der Identität, welche oft mit ein wenig Distanz als gezwungene Starrsinnigkeit betrachtet wird. Mit dieser Übung soll die Angst vor dem Traditions- und Identitätsverlust genommen werden und die Leute sollen zum Umdenken angeregt werden.

Luna Maurer und Roel Wouters: Vorschläge zur Veränderung (in Englisch)

Ausweitung der Kampfzone

Alexander Egger

Ein Wortspiel in dem sich Sprachen vermischen und Bezugspunkte verändern. Dem Betrachter bieten sich ausgehend von seiner eigenen Perspektive diverse Lesarten, Relationen und kontextuelle Sichtweisen. Ein Versuch einer Flexibilisierung der Standpunkte: Jeder Betrachter findet sich als Teil einer Gruppe wieder, genauso wie er Teil der ausgeschlossenen „anderen“ Gruppe ist. Das Fremde, Neue und Unbekannte ist genauso Teil der eigenen Realität wie das Bekannte und Bewährte. Etablierte defensive Identitätsstrategien, die sich in einer Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe und folglich auch in einer Abgrenzung zu den anderen ethnischen Gruppen im Land definieren und erschöpfen, werden durch die Erweiterung und Einbeziehung einer offensichtlichen und sichtbaren zusätzlichen Realität der „Anderen“ (Touristen, Arbeitsmigranten) aufgebrochen.

Die „Ausweitung der Kampfzone“ bringt Verunsicherung, aber auch Dynamik in festgefahrene Standpunkte und in das Geflecht von Beziehung und Ablehnung. Der Anstieg der Komplexität ist als Möglichkeit des Diskurses zu begreifen.

The Hymns of No Resistance, part I

Kasia Korczak / Slavs & Tatars

You say Autonomie, I say autonomia, So if you like Einwanderer and I like immigrante,
you say Integrierung and I say integrazione, I’ll be pro-Einwanderer and be anti-immigrante
Autonomie, autonomia, Integrierung, integrazione, for we know we need each other so we,
let’s call the whole thing off, better call the calling off, off.

Aufgebaut auf dem Liedtext des klassischen Gershwin Songs „Let’s call the whole thing off“, schlägt Slavs und Tatars eine Reinterpretation des Comic-Tracks „Shall We Dance?“, gesungen von Fred Astaire und Ginger Rogers, vor. Die Intervention wird an einer Fassade in der Industriezone, Galileo Galileistrasse in Bozen zu sehen sein. Hier bezieht sich die Auseinandersetzung nicht auf scheinbar unschuldige Worte wie Tomate oder Banane, sondern bedient sich stattdessen Bezeichnungsweisen für Themen, welche Europäer heute wirklich beschäftigen: Immigration, Identität, Selbstbestimmung, etc. Südtirol, als ein Gebiet, welches Erfahrung hat, mit Polemiken dieser Art umzugehen, ist ein idealer Ort für eine öffentliche Bearbeitung dieses Themas, welches oft entgegengesetzt ist, zu den auf gegenseitigem Einverständnis basierenden Methoden der Regierung.

Drucksachen
Poster: Place it. Graphic design: Luisa Lorenza Corna
Poster: Place it. Graphic design: Luisa Lorenza Corna
Flyer: Place it (front). Graphic design: Luisa Lorenza Corna
Flyer: Place it (front). Graphic design: Luisa Lorenza Corna

 

Weitere Materialien
If you want to get out of a whole, stop digging (Manuel Raeder)
Vorschläge zur Veränderung (Luna Maurer und Roel Wouters)
Ausweitung der Kampfzone (Alexander Egger)
The Hymns of No Resistance, part I (Kasia Korczak / Slavs & Tatars)
Mit Unterstützung von

Autonome Provinz Bozen-Südtirol, Kulturabteilungen
Autonome Region Trentino-Südtirol
Stiftung Südtiroler Sparkasse
Stadt Bozen, Kulturamt
Finstral
Sasa

Fördermitglieder 2008:
Parkhotel Laurin, EOS – Solution for Business, Heinrich Gasser