Atti democratici
Atti Democratici ist eine angewandte Forschungsplattform über die Beziehung zwischen Kunst und Demokratie. Sie besteht aus einem Netzwerk von Künstlern, Designern, Kuratoren und Theoretikern.
Das Projekt beinhaltet eine Performance- und Filmreihe, eine Gesprächsrunde, Grafikarbeiten im öffentlichen Raum und eine Freepress-Zeitung über die Grundprinzipien der italienischen Verfassung.
Demokratie ist eine Regierungsform, definiert durch ihr Handeln; sie ist ein unvollkommenes und fehlbares System, das sich auf das Individuum und dessen subjektiven Handlungsweisen gründet. Der Akt im Sinne einer subjektiven und konfrontationsfreudigen Handlung, und Demokratie als ein Bezugssystem, das sich durch die Handlungen seiner Subjekte kennzeichnet und wandelt, werden in Atti Democratici als Begriffe zusammengeführt. Der demokratische Akt entsteht aus einem starken persönlichen Willen heraus, und nimmt Risiken und Konflikte, Zustimmung und Ablehnung in Kauf. Was wesentlich ist, wird durch ihn verwirklicht oder zur Entfaltung gebracht. Demokratie setzt voraus, dass die Originalität jedes ihrer Mitglieder unterstützt wird, sprich die Fähigkeit, Auseinandersetzungen zu bewirken und Pläne zu entwerfen, die Erneuerung schaffen und Passivität bekämpfen.
Atti Democratici zeigt Experimente, Untersuchungen, künstlerische Arbeiten und theoretische Auseinandersetzungen über die Beziehung zwischen Kunst und Demokratie, um Raum für eine neue Definition ihres Handlungssystems zu schaffen, und die Rolle und Verantwortung derer geltend zu machen, die aktiv und unabdingbar zur Demokratie beitragen. Die Filmreihe und Autorenabende „Digitale Democratico“ wird von Vincenzo Mancuso kuratiert.
Nach den ersten beiden Etappen bei der Biennale Democrazia in Turin und beim Festival Fabbrica Europa in Florenz, präsentieren Lungomare und LOSS die dritte Ausgabe des Projekts in Bozen.
Ex-Zolldepot des Bahnhofs Bozen / öffentlicher Raum Bozen
- Lauren Alexander
- Marco Angelucci
- Ei Arakawa
- Franco Arminio
- Popahna Brandes
- Brave New Alps
- Tania Bruguera
- Yael Davids
- Corneila Durka
- Ghalia Elsrakbi
- Jack Henrie Fisher
- Nikolas Gambaroff
- Shilpa Gupta
- Thomas Kager
- Stefano Lucarelli
- Merijn Oudenampsen
- Cesare Pietroiusti
- Maria Rosa Sossai
- Zîga Testen
- Daniel Van der Velden
- Simone Vecchi
- Pietro Vertova
16.10.09 – Ex-Zolldepot des Bahnhofs Bozen
19 Uhr: A line, a word, a sentence – Performance mit Yael Davids
22 Uhr: Learning to imitate – Performance-Rede mit Yael Davids
17.10.09 – Ex-Zolldepot des Bahnhofs Bozen
19 Uhr: Gespräch mit Cesare Pietroiusti
20 Uhr: FI VE SH IL LI NG SF OR AF UR CO AT – Performance mit Ei Arakawa & Nikolas Gambaroff
18.10.09 – Ex-Zolldepot des Bahnhofs Bozen
19 Uhr: Autoconsumo – Performance mit Tania Bruguera
26.10.09 – Ex-Zolldepot des Bahnhofs Bozen
20 Uhr: Film OP_Ordine pubblico
Gespräch mit Carlo Bachschmidt
27.10.09 – Ex-Zolldepot des Bahnhofs Bozen
20 Uhr: Film daGaza.org von Stefano Savona
28.10.09 – Ex-Zolldepot des Bahnhofs Bozen
20 Uhr: Film Come un uomo sulla terra
Gespräch mit dem Regisseur Andrea Segrè
29.10.09 – Ex-Zolldepot des Bahnhofs Bozen
20 Uhr: Film Raja Sarajevo von Erik Gandini
30.10.09 – Ex-Zolldepot des Bahnhofs Bozen
19 Uhr: Gesprächsrunde: Design Negation
mit Ghalia Elsrakbi, Merijn Oudenampsen, Daniel van der Velden
16. – 30.10.09 – im öffentlichen Raum der Stadt Bozen:
Plakate der Performance von Shilpa Gupta
Plakate von Lauren Alexander, Brave New Alps, Cornelia Durka & Žiga Testen, Popahna Brandes & Jack Henrie Fisher
Volare O O, Freepress-Zeitung über die Grundartikel der italienischen Verfassung, mit Beiträgen von:
Marco Angelucci, Franco Arminio, Thomas Kager, Stefano Lucarelli, Cesare Pietroiusti, Maria Rosa Sossai, Simone Vecchi, Pietro Vertova
16. Oktober
Eröffnung mit den Kuratoren Angelika Burtscher, Luigi Coppola, Daniele Lupo, Judith Wielander
– Präsentation von Volare O O, free-press Zeitung über die 12 Grundartikel der italienischen Verfassung
– Präsentation von 70×100, 480 Plakate im öffentlichen Raum von Bozen
– Vorstellung der Ergebnisse der Ständigen Werkstatt zur Abschaffung der Selbstzensur im künstlerischen Schaffen von und mit Cesare Pietroiusti
Eine Performance-Serie über das Thema Kunst und Demokratie
mit Ei Arakawa & Nikolas Gambaroff, Tania Bruguera, Yael Davids, Shilpa Gupta
Die Performance-Reihe zeigt Arbeiten, die auf Beziehungsdynamiken und Mitbestimmungsprozesse eingehen. Die dazu geladenen Künstler stellen sich der Beziehung zwischen Kunst und Demokratie auf sehr persönliche Art und erforschen verschiedene soziopolitische Aspekte zu Themen wie Ausdrucksfreiheit, aktive Teilnahme am Gesellschaftsleben, Vermittlung und Hinterfragung von Rollen und Regeln und vorgegebenen Systemen.
A line, a word, a sentence
16.10.09
Ex-Zolldepot Bozen
Die Performance „A line, a word, a sentence“ zeigt in Spalten geklemmte Lippen, die seltsame Masken, beziehungsweise neuartige Körper auf weißen Tafeln schaffen. Die Darsteller hinter der Wand können nicht über die „Mauer“ hinweg sehen und mit dem Zuschauer nicht kommunizieren. Die Performance bezieht sich auf das Konzept des Widerstands, auf Situationen, in denen es unmöglich ist, sich selbst auszudrücken und der Mensch somit gezwungen ist, eine parallele Sprache zu entwickeln. Yael Davids übersetzt diese Konzepte in eine Choreografie für Objekte und Performer.
Learning to imitate
16.10.09
Ex-Zolldepot Bozen
„Learning to imitate“ ist eine Performance-Rede. Yael Davids spürt dem Reiz still werdender Stimmen nach und stellt Äußerungen als Form des Verstummens dar. Die Suche nach Worten führt zu Atemnot und die Stimme ist ein Fremdkörper, der in den stillen Räumen des Körpers widerhallt.
FI VE SH IL LI NG SF OR AF UR CO AT
17.10.09
Ex-Zolldepot Bozen
Die Künstler entstellen den gewöhnlichen Gebrauch des Alphabets, indem sie Monogramme sowohl in der gesprochenen als der geschriebenen Sprache verwenden. Ihre 276 Flaggen, die sie anlässlich der Performance in Bozen produzieren, zeigen Kombinationen von Monogrammen aus zwei Buchstaben, die gleichberechtigt nebeneinander stehen. Die Performance spielt mit sprachlichen Verdrehungen und verwendet dazu vorzugsweise genau jene Monogramme.
Autoconsumo
18.10.09
Ex-Zolldepot Bozen
Eine Diskussion zum Projektvorschlag von Tania Bruguera mit:
Tania Bruguera, Künstlerin
Susanne Barta, Journalistin
Franz Staffler, Unternehmer
Martina Schullian, Unternehmerin
Waltraud Mittich, Autorin
Christine Helfer, Journalistin
Maria Niederstätter, Unternehmerin
Petra Seppi, Unternehmensberaterin
Hans Karl Pichler, Unternehmer
Giorgio Mezzalira, Historiker
Daniele Lupo, Kurator und Designer
Judith Wielander, Kuratorin
Luigi Coppola, Künstler und Kurator
Angelika Burtscher, Desigerin und Kuratorin
Lorenzo Viti, Architekt und Übersetzer
„Autoconsumo“ betrachtet die besondere Beschaffenheit des Südtiroler Autonomiemodells, und die als beispielhaft geltende Bewältigung verschiedener sozialer Belange, wie Minderheitenproblematiken, Arbeitslosigkeit und Zuwanderung. „Autoconsumo“ schlägt der öffentlichen Verwaltung der Stadt eine Veränderung des Stadtbildes vor, und ruft zu einem Gemeinschaftsprojekt auf: Alle Unternehmen der Region verpflichten sich, eine neue Werbestrategie zu verfolgen. Die Stadt soll mit Anzeigen plakatiert werden, die weder auf der Text- noch auf der Bildebene einen Produktbezug haben, sondern ausschließlich ethische Botschaften verbreiten.
Protokoll von “Autoconsumo” (in Italienisch)
Don’t see Don’t hear Don’t speak
16.10. – 30.10.09
Im öffentlichen Raum
Die Performance von Shilpa Gupta bezieht sich auf Mahatma Gandhi’s bekannter Geschichte der drei Affen „see no evil, hear no evil, speak no evil“. In der Fotoserie im öffentlichen Raum in Bozen verdecken sich die Personen gegenseitig ihre Kommunikationsorgane. Wir sehen die Kehrseite dieser Prinzipien in unserem heutigen Alltag, und finden es oft vorteilhaft, nicht zu hören, nicht zu sehen und nicht zu sprechen. Die Arbeit spielt mit der fehlenden Hoffnung und der vorteilhaften Distanz, die wir in uns entstehen lassen, und so soziale Veränderungen mit dem Schwerpunkt auf das Individuum lenken lassen.
26. – 29. Oktober
Filmreihe und Autorenabende
Kuratiert von Vincenzo Mancuso
Programm
26.10.: Ordine pubblico, Genova Legal Forum
Gespräch mit Carlo Bachschmidt, Verantwortlicher des Genova Legal Forums
Italien 2007
27.10.: daGaza.org
Multimediales Projekt kuratiert von Pulsmedia, Regie von Stefano Savona
Gaza 2009
28.10.: Come un uomo sulla terra von Andrea Segre, Dagmawi Yimer, Riccardo Biadene
Gespräch mit dem Regisseur Andrea Segre
Italien 2008
29.10.: Raja Sarajevo von Erik Gandini
Schweden 1995
„Become your media” war das Motto der Anfang 2000 gegründeten Internetplattform Indymedia. Ihre Entstehung ging mit der explosionsartigen Verbreitung digitaler Medien und der Möglichkeit, kostengünstig Videos zu produzieren und immer schneller übers Netz zu verbreiten, einher. Unabhängige Produktionen, insbesondere im Dokumentarfilmbereich, wurden seither dank digitaler Medien immer häufiger. Die Filmreihe zeigt italienische Produktionen aus den letzten Jahren – Projekte, die fernab der üblichen Marktregeln entstanden und neue Wege beschritten. Inzwischen ist es Teil unseres Alltags (und unseres Bewusstseins), auf einfache und unabhängige Art Videos produzieren zu können. Sein eigenes Medium zu sein ist heute Wirklichkeit, und vielleicht auch ein wenig Notwendigkeit.
16. – 30. Oktober
Eine Plakatserie über Kunst und Demokratie im öffentlichen Raum der Stadt Bozen
Das Projekt interpretiert das Spannungsverhältnis zwischen Kunst und Demokratie im Plakatformat, und vertieft aufgrund der verschiedenen kulturellen und politischen Umfelder der Designer und Schriftsteller eine geografische Lesart des Themas. Das Projekt nutzt die Instrumente der visuellen Kommunikation und vereint damit die soziopolitische Bedeutung des Grafikdesigns. Es plädiert zudem für eine Verantwortungshaltung seitens des Designers und für eine kritische Auseinandersetzung mit seiner Umgebung.
Mit: Lauren Alexander, Brave New Alps, Cornelia Durka & Ziga Testen, Jack Henrie Fisher & Popahna Brandes
Freedom fighters are building malls
Das Plakat ist eine kritische Auseinandersetzung mit der veränderten Rolle der Freiheitskämpfer – von den anfänglichen mutigen Anführern und Kämpfern während der Apartheid, zu den heutigen politischen Vertretern der Post-Apartheid, welche Mercedes Benz 4×4 fahren und ein isoliertes Leben von den Menschen führen, für die sie einst gekämpft haben.
Freiraum
Der demokratischer Akt als Erzeugung eines neutralen Raums in der Stadt: Für die geistliche Gesundheit der Bürger verzichten Brave New Alps darauf, vorgefertigte Bilder und Slogans in den öffentlichen Raum zu senden. Die Summe der Plakate „Freiraum“ ergibt einen 700 m2 großen öffentlichen Freiraum in der Stadt Bozen.
Text for Denaturalization
Die “blue book examination” schlägt alternative Antworten auf die Fragen des äußerst formelhaft verfassten US-Einbürgerungstests vor. Die Plakattexte sehen Demokratie als fiktionalen Akt des Beschreibens, Kennzeichnens, Unterhaltens und der Unstimmigkeit.
Eine wilde Auswahl an Poster von Designern und Künstlern, produziert seit 1945, zum Thema des „demokratischen Aktes“. Die Auswahl stammt aus Büchern und Magazinen zum Thema „das Design des Widerspruchs“ oder „grafische Aufruhr“. Ziga und Cornelia hinterfragen die Idee des Engagements und der Verpflichtung eines Designers und haben aufgrund dessen sich darauf beschränkt, das Poster als nutzloses Sammlerstück zu interpretieren.
30. Oktober
Gesprächsrunde
Mit Daniel van der Velden, Merijn Oudenampsen, Ghalia Elsrakbi
Design Negation ist eine an der Jan van Eyck Academie in Maastricht (NL) durchgeführte Untersuchung populistischer Vorstellungswelten in den Niederlanden und in Europa. Das Projekt beabsichtigt, die im Designschaffen meist eingeschränkten Werkbereiche zu erweitern, und Fernsehen und Internet als wesentliche Quellen politischer Vorstellungen anzuerkennen. Das Projekt befasst sich sowohl mit dem Ende politischen Denkens aufgrund eines allgemeinen technokratischen Konsens’ als auch mit dem Wiedererwachen des Populismus’ und dessen weitreichenden Verknüpfungen mit Elementen aus Lifestyle und Unterhaltung. Designer möchten hierbei, neben dem formalen und ästhetischen Schaffensprozess, Verantwortung für die Gestaltung einer neuen politischen Vorstellungswelt übernehmen.
Der Abend wird von Andrea Cusatelli moderiert.
Interview mit Daniel van der Velden (Englisch)
Performance für Electronics, Cello, Voice & Visuals
Live/Impro – performance/project in progress
Julia Kent (Cello + Pedale) – Cellist, Antony and the Johnsons
Barbara de Dominicis (Stimme + live electronics)
Davide Lonardi (video installation)
Kuratiert von Vanja Zappetti
16. – 30. Oktober
Eine Freepress-Zeitung über die Grundartikel der italienischen Verfassung
Ein Projekt von Angelika Burtscher & Daniele Lupo, zweite Ausgabe in Bozen
Mit: Marco Angelucci, Franco Arminio, Thomas Kager, Stefano Lucarelli, Cesare Pietroiusti, Maria Rosa Sossai, Simone Vecchi, Pietro Vertova
Volare O O untersucht die Grundzüge der italienischen Verfassung und stellt sie dem Alltag gegenüber, der durch sie geregelt werden soll. Das Projekt umfasst mehrere Ausgaben einer Freepress-Zeitung, die die zwölf wichtigsten Grundgesetzesartikel in Form von Interviews, Kommentaren, Debatten und Bildern nachzeichnet. Die Zeitung analysiert die Zukunftsaussichten und Problematiken der italienischen Demokratie und ihrer Grundsätze. Sie dient als Informationsmittel zur Aufklärung von Sinn und Wert der italienischen Verfassung, insbesondere in Bezug auf die bedeutenden sozialen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen, denen wir heute gegenüber stehen. Sie wurde erstmals während der Turiner Biennale Democrazia 2009 veröffentlicht und erscheint nun im Rahmen von Atti Democratici in Bozen zum zweiten Mal. Die zweite Ausgabe vertieft die Artikel 4, 5, 6 und 9.
Artikel 4 – Das Recht auf Arbeit – in Bezug auf die jüngsten Proteste der Arbeiter von INNSE, Maschinenfabrik in Mailand und CNH in Imola. Ein Interview von Pietro Vertova an Stefano Lucarelli und Simone Vecchi.
Artikel 5 – Über die lokalen Autonomien, im Speziellen über den Südtiroler Autonomiestatus; eine Diskussion mit 8 Experten und Visionären über die Dringlichkeit, den Südtiroler Autonomiestatus in der Gesellschaft zu stärken und ihn im täglichen Leben umzusetzen. Die Diskussion entsteht in Zusammenarbeit mit Thomas Kager und Marco Angelucci.
Mit: Abdel El Abchi, Thomas Benedikter, Stefano Fait, Matthias Fink, Gabriele di Luca, Laura Mautone, Waltraud Mittich, Vanja Zappetti
Audioaufnahmen der Diskussion zum Artikel 5
Artikel 6 – Der Schutz der sprachlichen Minderheiten – wird vom Schriftsteller und „Dorfkundler“ Franco Arminio anhand von vier Südtiroler Dörfern untersucht.
Franco Arminio: Un paesologo in Alto Adige. Appunti sparsi (in Italienisch)
Artikel 9 – Die Förderung von Kultur und Wissenschaft – wird im Rahmen des Workshops „Ständige Werkstatt zur Abschaffung der Selbstzensur im künstlerischen Schaffen“ behandelt. Der Workshop wird von Cesare Pietroiusti und Maria Rosa Sossai geleitet (siehe unten).
7. Oktober
Workshop
Ein Projekt von Cesare Pietroiusti in Zusammenarbeit mit Maria Rosa Sossai
Die Ständige Werkstatt zur Abschaffung der Selbstzensur im künstlerischen Schaffen versteht sich als konkretes Mittel, um die verschiedenen Formen der Zensur und Selbstzensur zu hinterfragen und zu bekämpfen, die heutzutage künstlerisches Schaffen und die Kunstwelt generell, maßgeblich beeinflussen.
Obwohl Zensur im Laufe der Jahre als Tatbestand immer häufiger wird, begleitet vom zunehmenden, oft auf sorgenerregende Art selbstzensorischen Verhaltens der Kultur- und Kunstinstitutionen, gibt es bis heute in Italien keine ernstzunehmende Debatte zu diesen Themen. Die Entscheidung, Arbeiten zu brisanten Themen nicht auszustellen oder Künstler mit als unbequem angesehenen Positionen zu entmutigen, ist Ausdruck einer Auffassung von Kultur im Dienste strategisch-politischer Haltungen, die mit einem kreativen Prozess völlig unvereinbar sind. In manchem Fall führt dies bishin zu regelrechten Erpressungen der Künstler. Derartige Kontrolltätigkeiten fördern die Bildung eines kulturellen Konformismus und der Popularisierung, die letztendlich zu einer Selbstbeschränkung und Verarmung des künstlerischen Schaffens führen. Im Rahmen der Werkstatt soll untersucht werden, inwiefern Zensur zur Selbstzensur und schließlich zur Einschränkung des künstlerischen Potenzials führt.
Autonome Provinz Bozen-Südtirol, die Kulturabteilungen
Stiftung Südtiroler Sparkasse
Stadt Bozen, Kulturamt
RFI Rete Ferrovia Italiana
Jetzt und bald
AUSSTELLUNG :: Binta Diaw :: Collective Practices – A Living Experience of Feeling ListenedÜber Lungomare
Lungomare, 2003 in Bozen gegründeter Kulturverein, versteht sich als ein Projektraum, in dem auf das Bedürfnis und die Notwendigkeit reagiert werden kann, Ideen, Meinungen, Erfahrungen und Differenzen auszutauschen und kulturelle Aktivitäten in ihrem politischen und sozialen Kontext zu erfahren. Lungomare erforscht und erprobt in seinen Projekten das Beziehungsgeflecht zwischen Design, Architektur, Stadtplanung, Kunst und Theorie und präsentiert diese anhand unterschiedlicher Formate: Publikumsgespräche, Symposien, Publikationen, Ausstellungen und Interventionen im öffentlichen Raum. Sie sind darauf ausgerichtet, in die kulturellen und sozio-politischen Prozesse des von Lungomare bespielten Territoriumseinzugreifen. Aktuell konzentrieren sich die Aktivitäten von Lungomare auf Projekte langfristiger Residencies: Die Gäste von Lungomare sind eingeladen, sich im und mit dem Kontext Südtirol auseinander zu setzen und in diesem zu agieren. Die Aktivitäten von Lungomare sind an folgenden drei Prinzipien ausgerichtet: eine spezifische Aufmerksamkeit für das Umfeld, in dem die Projekte durchgeführt werden, der transdisziplinäre Zugang, der sie kennzeichnet und die Reflexion über die Rolle von Lungomare als Kulturinstitution im Kontext seines bespielten Ortsgebietes.
ChronologieTerritorium
Lungomare befindet sich am Ortsrand von Bozen, der Hauptstadt Südtirols und versucht die Bezüglichkeiten zu seinem Umfeld anschaulich zu machen, indem es seine verändernden Dynamiken thematisiert. Bozen ist durch eine Mischung dichter Wohngebiete und ausgedehnter Grünflächen charakterisiert. Letztere werden weitgehend landwirtschaftlich genutzt und durchdringen vielerorts und bis ins Zentrum das urbane Stadtgebiet, was der Stadt eine landschaftlich pittoreske und besondere Note verleiht. Die es umringenden Berge tragen ebenso zum hohen touristischen Image der Stadt Bozen und seiner Umgebung bei und sind unter anderem der Grund, warum die Region wirtschaftlich vor allem durch seinen Tourismus boomt. Die demografische Struktur der Stadt ist seit geraumer Zeit durch das Zusammenleben zweier Bevölkerungsgruppen, der deutsch- und der italienischsprachigen geprägt. Die soziale und demografische Zusammensetzung der Bevölkerung ist heute im Wandel. Migranten auch aus nichteuropäischen Ländern lassen sich hier nieder oder durchqueren die Region, zum Teil auf der Suche nach politischem Asyl