Ort

Lungomare

Kuratiert von
Mitwirkende
Die Linie

Expedition 1
08.04.05
Manuela Demattio, Roberto Gigliotti, Carlotta Polo

Ein Spaziergang von Lungomare bis zu dem Wald von Kohlern Richtung Meer bezeichnet die erste ‘Expedition’, welche im Rahmen des Stadtlabors stattfindet und von der Agentur für Stadtforschung Lungomare organisiert wird. Eine Gruppe von Stadtforschern, die einen Spaziergang mittels einer geraden Linie durch Bozen veranstalten, dokumentiert die Stadt in informeller Weise und erzählt von ihr. Mit einer Videokamera, einem Fotoapparat, einem Tonband und einem Skizzenblock werden Bilder, Geräusche und spontane Begegnungen aufgezeichnet. Der Spaziergang durch die Stadt hinterlässt eine Spur auf dem Boden, die den Start des Stadtlabors kennzeichnet, sowie die gezogene Linie bzw. die Beobachtungspunkte dieser ersten Expedition nachvollziehen lässt. Die Methode einer willkürlichen Bestandsaufnahme dieser fiktiven ‘Reiselinie’ ermöglicht die Beschreibung der Stadt in einer sehr spontanen Weise, von alledem erzählend, auf das wir entlang einer Wegstrecke stoßen, die in dieser Weise gar nicht existiert. Dabei liegen unserem Handeln keine ‘ermittlungstechnischen’ Daten zugrunde, sondern wir überlassen die Abfolge der Objekte und Situationen, denen wir begegnen, dem Zufall. Der Verlauf der Reise ist ‘geomorfologisch’ geprägt und kennzeichnet Oberflächen nicht anhand derer unterschiedlichen Charaktere und Nutzungen. Vielmehr ist hier eine bewegliche Blickweise gemeint, welche in der subjektiven Verantwortung des jeweiligen Betrachters liegt.

Expedition 1: La Linea
Expedition 1
Fotorama

Expedition 2
08.05 – 13.05.05
Bartolomeo Sailer, Saul Saguatti – Bologna

Fotorama ist eine Performance der Videokunstler Bartolomeo Sailer und Saul Saguatti gemeinsam mit einer Gruppe von Bewohnern, die mittels animierter Digitalbilder und der Bearbeitung aufgenommener Stadtklänge ein künstlerisches und dokumentarisches Portrait der Stadt Bozen entwickeln. Sie findet in der tämporäre Filiale von Lungomare (ehemaliges Geschäft Löwenzahn) am Dominikanerplatz statt. Die Videoinstallation soll von der Willkürlichkeit und der Möglichkeit von Fehlern einer realen “live” Performance charakterisiert werden. Fotorama möchte einerseits mittels partizipativer Elemente erreichen den Ort, an dem man lebt wieder zu entdecken und die Aufmerksamkeit wieder auf Aspekte zu lenken die zum Alltäglichen geworden sind; andererseits ein neues Verständnis im Umgang mit den “digitalen Haushaltsgeräten” (Computer, Kamera, Audiorekorder) zu vermitteln, um sie in einfache, kreative Instrumente zu verwandeln.

urbaner-zwischen-raum/Stadtlandschaft

Expedition 3
17.05 – 20.05.05
Studio1.Institut für Entwerfen, M. Mutschlechner, A. Flora – Innsbruck

Lange Zeit wurde Landschaft als Lückenfüller zwischen gebauten Massen oder einfach als öffentlicher Raum (ohne Eigenschaften) wahrgenommen. Diese Forschung geht davon aus, dass urbaner Zwischenraum als Planungsinstrument verwendet werden kann; eine Werkzeug, um Raum zu strukturieren, um der isolierten Welt der Architektur Bedeutung und Zusammenhang hinzuzufügen. Während Architektur aus repräsentativer Notwendigkeit Form und Zeichen erfordert und eher dazu neigt, zu definieren oder vielmehr funktionale und formale Aspekte festzulegen, kann Landschaft diese Klammern lösen, kann zulassen und zugleich zusammenhalten. Ähnlich dem Hintergrund in den Bildern von Hieronymus Bosch, kann urbaner Zwischenraum die „scheinbar zersplitterte Welt“ überbrücken, sie rekontextualisieren und eine kontinuierliche Oberfläche menschlicher Interaktion schaffen.

Konzept: urbaner-zwischen-raum/Stadtlandschaft
Einladung zur Diskussion

Vortrag von Studio1.Institut für Entwerfen

“Der Sektor beschreibt einen klar begrenzten Ausschnitt innerhalb des Stadtgebietes, er markiert das zu untersuchende Gebiet. Der Ausschnitt negiert bewusst bestehende Grenzen und Muster innerhalb der städtischen Struktur-Stadtteile, Verkehrsachsen, Flüsse, Topographie – um das vermeintlich bekannte unter einem anderen Blickwinkel zu betrachten.” (S. 8)

DETOURISMO

Expedition 4
23.05 – 27.05.05
IMPEXunlimited – Berlin

2003 führte IMPEXunlimited das erste DETOURISMO in Leipzig durch: Vier thematisch verschiedene Touren innerhalb des öffentlichen Raumes der Stadt standen zur Auswahl. Jeder Interessierte konnte allein oder mit Freunden eine Exkursion durchführen, deren Ergebnisse (Fotos, Fundstücke, Erlebnisberichte) später im Rahmen einer Ausstellung präsentiert wurden und als Basis für eine Diskussion über den gegenwärtigen Zustand öffentlicher Stadträume dienten. Während des Stadtlabors wird Impex ein zweites DETOURISMO in Bozen initiieren und zur Vorbereitung der neuen Touren einen 4-tägigen Workshop anbieten. Jeder Interessierte ist eingeladen, seine ganz persönliche Tour zu konzipieren und einen Guide Vague (eine Art kleiner Reiseführer) herzustellen, den die späteren Detouristen als Orientierung mit auf den Weg bekommen. Außerdem werden die Teilnehmer gebeten, Fragebögen auszufüllen, die digitalisiert und anhand der Clusteranalyse analysiert werden. Durch diese Analyse lassen sich die statistisch ähnlichsten Texte ermitteln und ihre Wahrnehmung der Stadt erkennen. IMPEXunlimited bietet Anregung und technische Hilfe bei Konzeption und Layout. Alle im Workshop entstandenen Touren werden während des DETOURISMO II öffentlich zur Durchführung angeboten.

IMPEXunlimited: Möglichkeiten der Stadterkundung
IMPEXunlimited: Möglichkeiten der Stadterkundung
Detourismo 1
Detourismo 1
Detourismo 2
Detourismo 2
Rhythmisierte Landschaft

Expedition 5
14.06 – 17.06.05
ogi:noknauss – Firenze

Der öffentliche Raum in der zeitgenössischen Stadt bezeichnet grundsätzlich einen Ausstellungs- und Durchführungsraum. Ein komplexes System aus Oberflächen, auf welche die Strömungen der Menschen, der Fahrzeuge, der Daten, der Energien einen zunehmenden Einfluss haben. Die urbanen Flächen definieren die Struktur, die diese Strömungen enthält und organisiert. Darüber hinaus entwickeln sich diese Flächen immer mehr zu einem kommunizierenden Zeichensystem. Es fällt eine “vertikale Urbanistik” auf, innnerhalb der die Eigentumverhältnisse der urbanen Objekte im Vergleich zu der Kommunikationskraft der Flächen einen zunehmenden Wert bekommen und innerhalb derer die Macht der großen Werbeagenturen immer offensichtlicher wird. Darüber hinaus fällt auch eine konfliktreiche Dialektik auf zwischen den spontanen sowie künstlerischen Kommunikations- und Ausdrucksweisen (Graffiti, Writing, Street Art, informelle und politische Kommunikation) und der Kontrolle der Institutionen und Gesetze über die Stadtlandschaft. Während der Expedition in Bozen möchten wir uns hauptsächlich mit der Artikulation des urbanen semantischen Raumes beschäftigen: Wie offenbaren sich, wie differenzieren sich, wie folgen sich und stoßen die spontanen und institutionellen, kommerziellen und politischen Nutzungen der urbanen Flächen gegeneinander, wie artikuliert sich das System der Werbeflächen? Die Arbeit, die während des dreitagigen Workshops durchgeführt wird, wird einen instinktiven und augenblicklichen Charakter haben, durch den der Impakt mit der Wahrnehmungslandschaft der Stadt Bozen in direkter Weise beschrieben werden kann.

ungeEIGNete AnEIGNung

Expedition 6
28.06 – 01.07.05
Ma0 – Roma

Der öffentliche Raum bezeichnet im höchsten Maße einen Ort der Unordnung und des Unvorhersehbaren, der Erweiterung und Überschreitung von Regeln, ein offenes Kraftfeld, einen konfliktgeladenen und instabilen Raum, eine urbane Schnittstelle, welche die Wechsel der sozialen Konditionen und die Vermischung der Kulturen hervorhebt, einen Playground, auf dem neue Praktiken der Aneignung, der Teilung und der Privatisierung des öffentlichen Raumes entfacht werden, von der morgendlichen Tai Chi – Schule bis zum sonntäglichen Picknick der Slaven, von der Manövern der Skater bis zu illegalen “Drugstores” etc.
Durch diese Phänomene der Aneignung des öffentlichen Raumes wird es möglich, den Grad der Lebendigkeit und das Wachstum eines urbanen Ökosystems zu überprüfen, ebenso wie seine Fähigkeit, dynamisch zu reagieren und die räumlichen und sozialen Grenzen, aus denen die physische, kulturelle und wirtschaftliche Umwelt besteht, wahrzunehmen. Eine unorthodoxe Weise einer politischen (im Sinne vom altgriechischen Polis) Beteiligung und freien Interaktion mit der Komplexität des urbanen Systems und Regeln, die es sich zum Ziel setzen, das Territorium dieses Systems zu kontrollieren und zu beeinflüssen. Mit der Expedition von ma0 sollen die spontanen und inoffiziellen Nutzungsmöglichkeiten des öffentlichen Raumes dokumentiert, dessen Ausdrucksformen gesammelt, dessen Ursprünge und Akteure erforscht, dessen Beziehungen mit der Stadt verstanden werden; eventuelle neuartige Nutzungsmöglichkeiten sollen vorgeschlagen werden. Die Aufnahme der Informationen ist öffentlich, ebenso wie die Entwicklung der Ideen und der Austausch von Erfahrungen. Deswegen findet der Workshop unter der Mitarbeit der Nutzer der während der Exkursion erforschten Räume statt.

ap_proprio im_proprio
Präsentation von "ap_proprio im_proprio"
Recherche von Ma0 in Bozen
Bozen Comix

Expedition 7
12.07 – 15.07.05
Peanutz Architekten – Berlin

Ausgerüstet mit (Klapp-)Tischen und Stühlen, Papier und Stiften ziehen die BozenComixTeams los, um sich an strategisch günstigen Orten der Stadt zu positionieren. Ihre Mission: Geschichten der Bewohner zu sammeln und in ultra-coolen BozenComix zu dokumentieren. Die so entstandenen BozenComix werden sofort an Ort und Stelle ausgestellt (Wäscheleinen-Exhibition-System). Dies soll weitere Passanten dazu anregen, ihre Geschichten ebenfalls in Form von BozenComix dokumentieren zu lassen. Die ausgestellten BozenComix regen zum Austausch über erlebte Geschichten in der Stadt, über Stadträume, Lieblingsorte, nicht so erfreuliche Orte und andere subjektive Aspekte der Stadt an. Der Ereignis-Charakter der BozenComixExpedition weckt Neugier und ermuntert zum Mitmachen. Die BozenComix dokumentieren ganz persönliche Ansichten sowie nur schwer statistisch erfassbare Daten der Stadt. Die Geschichten werden nicht nur mitgeschnitten, sondern auch durch den jeweiligen Akteur des BozenComixTeams zeichnerisch interpretiert.

Peanutz Architekten: Programm (auf Italienisch)

Drucksachen
Poster: Osservatorio urbano #1
Poster: Osservatorio urbano #1
Poster: Osservatorio urbano #1
Poster: Osservatorio urbano #1
Weitere Materialien
Mit Unterstützung von

Autonome Provinz Bozen-Südtirol, Kulturabteilungen
Stiftung Südtiroler Sparkasse
Autonome Region Trentino-Südtirol
Stadt Bozen, Amt für Kultur

Fördermitglieder 2005:
Clipart, EOS-Solutions for Business, Finstral, Heinrich Gasser, Parkhotel Laurin, Höller-vollendet Räume, mc11- Management Consultants, Tecnomag