Osservatorio urbano # 3
Statt der Engel
Osservatorio Urbano/Lungomare (Angelika Burtscher, Roberto Gigliotti, Daniele Lupo) analysiert in “Statt der Engel” das Branding der Stadt Bozen durch das Unternehmen Thun als wichtigen Arbeitgeber, die den urbanen Raum in der Weihnachtszeit mit dem Marketing ihrer Keramik-Engeln strategisch nutzt. Diese entwickelten jedoch nächtens ein Eigenleben, wurden um ihre Achse gedreht und lagen irgendwann flach auf der Nase. Dies ist Ausgangspunkt für die Künstler- / Designer- / ArchitektInnen, der Stadtverwaltung ein Konzept vorzuschlagen, das die Insel inmitten dieses Kreisverkehrs allgemein zugänglich machen soll.
Remise Bludenz (A) / Galerie AllerArt
transparadiso: Barbara Holub und Paul Rajakovics
Gruppenausstellung in der Remise Bludenz (A) / Galerie AllerArt
Kuratiert von transparadiso
TeilnehmerInnen:
Michael Ashkin, New York
Stadtlabor_Osservatorio Urbano, Lungomare Bozen Community
Museum Project, Hong Kong
Céline Condorelli, London
Teddy Cruz, San Diego
feld 72, Wien
Public Works, London
Jens Emil Sennewald, Paris
Allan Siegel, Budapest
SMAQ, Berlin
Gerald Straub, Wien
transparadiso, Wien
Georg Winter, Stuttgart/ Saarbrücken
Wer glaubt denn heute noch an Wunder? Und was sind urbane Wunder? – Diesen Fragen geht transparadiso in der Ausstellung Urbane Wunder nach, und hat dazu KünstlerInnen / UrbanistInnen / ArchitektInnen / KulturproduzentInnen aus verschiedenen kulturellen Kontexten eingeladen, ihre persönlichen Erfahrungen und Beispiele von Wundern, die sich im öffentlich-urbanen und gesellschaftspolitischen Raum abspielen, zu zeigen.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Bucher Verlag.
2005 gründet der Projektraum Lungomare mit Sitz in Bozen die Plattform und das Netzwerk für urbane Strategien: Osservatorio Urbano. Dieses initiiert Projekte, um Lesearten und Beschreibungen der zeitgenössischen Stadt mittels einer interdisziplinären Annäherungsweise zu erörtern. Lungomare erforscht und erprobt in seinen Projekten das Beziehungsgeflecht zwischen Design, Architektur, Stadtplanung, Kunst und Theorie; die Darstellungs- und Vermittlungsformen passen sich den jeweiligen Fragestellungen an und variieren von Diskussionen, Symposien, Publikationen, Ausstellungen bis hin zu Interventionen im öffentlichen Raum.
Als Forschungsfeld und Ausgangspunkt für das Osservatorio Urbano wird immer wieder die Stadt Bozen definiert, dabei wird das physische und soziale Gefüge der Stadt beobachtet und analysiert, und mit Fragestellungen in Bezug auf die Entwicklung anderer europäischer Städte in Beziehung gesetzt. Bozen verdankt ihren eigentümlichen und ungewöhnlichen Charakter der Tatsache, dass hier seit den Zwanzigerjahren zwei Bevölkerungsgruppen, deutscher und italienischer Sprache, zusammenleben, und ganz bewusst den Stadtraum individuell abstecken, definieren und sich über ihn identifizieren. Die Stadt scheint für Brachliegendes oder Baufälliges und für urbane Freiräume und Spontaneität keinen Platz zu haben, jedes Grundstück wird intensiv zur Bebauung oder für die Landwirtschaft genutzt. Bozen ist die Landeshauptstadt einer der reichsten Provinzen Norditaliens, die Selbstverständlichkeit, sich aktiv an der Gestaltung des urbanen Raums zu beteiligen, und nach einer gemeinsamen Vision zu suchen, gestaltet sich somit als wesentlich komplexer.
Das Osservatorio Urbano möchte die Bewohner der Stadt aktivieren, ihre alltägliche Umgebung – ihr individuelles, nicht technisches und disziplinenübergreifendes Wissen – zu reflektieren und zu teilen. Das Bewusstsein für die Emotionalität, die Verknüpfung von Raum und Zeit, und die Toleranz für Imperfektion, Komplexität und Widersprüchlichkeit soll wachsen. Die Bevölkerung soll sich ihrer aktiven und kreativen Rolle bewusst werden und als urbaner „Experte“ an den Transformationen der Stadt teilnehmen. Der Stadtraum wird zu einem Produkt der Gesellschaft und zugleich zum Ort der Produktion und Reproduktion derselben.
Jetzt und bald
AUSSTELLUNG :: Binta Diaw :: Collective Practices – A Living Experience of Feeling ListenedÜber Lungomare
Lungomare, 2003 in Bozen gegründeter Kulturverein, versteht sich als ein Projektraum, in dem auf das Bedürfnis und die Notwendigkeit reagiert werden kann, Ideen, Meinungen, Erfahrungen und Differenzen auszutauschen und kulturelle Aktivitäten in ihrem politischen und sozialen Kontext zu erfahren. Lungomare erforscht und erprobt in seinen Projekten das Beziehungsgeflecht zwischen Design, Architektur, Stadtplanung, Kunst und Theorie und präsentiert diese anhand unterschiedlicher Formate: Publikumsgespräche, Symposien, Publikationen, Ausstellungen und Interventionen im öffentlichen Raum. Sie sind darauf ausgerichtet, in die kulturellen und sozio-politischen Prozesse des von Lungomare bespielten Territoriumseinzugreifen. Aktuell konzentrieren sich die Aktivitäten von Lungomare auf Projekte langfristiger Residencies: Die Gäste von Lungomare sind eingeladen, sich im und mit dem Kontext Südtirol auseinander zu setzen und in diesem zu agieren. Die Aktivitäten von Lungomare sind an folgenden drei Prinzipien ausgerichtet: eine spezifische Aufmerksamkeit für das Umfeld, in dem die Projekte durchgeführt werden, der transdisziplinäre Zugang, der sie kennzeichnet und die Reflexion über die Rolle von Lungomare als Kulturinstitution im Kontext seines bespielten Ortsgebietes.
ChronologieTerritorium
Lungomare befindet sich am Ortsrand von Bozen, der Hauptstadt Südtirols und versucht die Bezüglichkeiten zu seinem Umfeld anschaulich zu machen, indem es seine verändernden Dynamiken thematisiert. Bozen ist durch eine Mischung dichter Wohngebiete und ausgedehnter Grünflächen charakterisiert. Letztere werden weitgehend landwirtschaftlich genutzt und durchdringen vielerorts und bis ins Zentrum das urbane Stadtgebiet, was der Stadt eine landschaftlich pittoreske und besondere Note verleiht. Die es umringenden Berge tragen ebenso zum hohen touristischen Image der Stadt Bozen und seiner Umgebung bei und sind unter anderem der Grund, warum die Region wirtschaftlich vor allem durch seinen Tourismus boomt. Die demografische Struktur der Stadt ist seit geraumer Zeit durch das Zusammenleben zweier Bevölkerungsgruppen, der deutsch- und der italienischsprachigen geprägt. Die soziale und demografische Zusammensetzung der Bevölkerung ist heute im Wandel. Migranten auch aus nichteuropäischen Ländern lassen sich hier nieder oder durchqueren die Region, zum Teil auf der Suche nach politischem Asyl