School of Verticality
Die Lungomare Langzeit Künstlerresidenz 2018-2019 mit der in den Niederlanden lebenden Künstlerin Sophie Krier geht von der Frage aus: Where on earth do we belong – Wo gehören wir hin?
Die Frage nach unserer Zugehörigkeit auf Erden bildete den Ausgangspunkt einer künstlerischen Recherche und einer schrittweisen Annäherung an Südtirol mit seinen geologischen, historischen und kulturellen Besonderheiten. Dabei stehen die Beziehungen und Verbindungen der hier lebenden Menschen (wie und wann auch immer sie hier angekommen sind – durch Geburt oder andere Schicksale) mit diesen Gegebenheiten im Vordergrund der Untersuchung.
Bozen/Südtirol
Lungomare
Mai – August 2018
Im Gebiet des Brennerpasses gelegen, war die Stadt Bozen immer schon ein Tor zwischen Nord und Süd, sowie fruchtbarer Knotenpunkt verschiedener Kulturen. Heute befindet sich die Stadt/Region inmitten europaweiter Migrationgsströme und ökologischer Dilemmata. Während der vorbereitenden Recherche zum Projekt werden verschiedene Lebenslinien und Biografien, die mit dem Territorium eng verbunden sind, mittels assoziativer Methoden kartografiert. Dabei werden vor allem deren immanente Möglichkeiten und Fähigkeiten zu Handeln beachtet. In der zweiten Phase der Recherche sollen die so gesammelte Biografien in einer kollektiven Narration mit der Landschaft verwoben werden, um damit alternative Kosmografien der Provinz Südtirol zu artikulieren.
So fanden in der ersten Hälfte des Jahres 2018 unzählige Treffen und Gespräche statt, z.B. in der Winterschule Ultental über traditionelles Textilhandwerk, im Gemeinschaftsgarten Semirurali über das Zusammenleben von „neuen“ und „alten“ Südtirolerinnen und Südtirolern im urbanen Raum sowie in diversen Museen des Landes, um wissenschaftliche Perspektiven auf die materielle Kultur und die historischen Dimensionen der Region kennenzulernen. Dabei sprach Sophie Krier mit Landwirten, Zaunbauern, Webern, Bäckern und anderen traditionellen Handwerkern sowie Archäologen und Archeöloginnen, Anthropologinnen und Ethnologen, Geologen, Architekten, Politikern und vielen mehr.
Im Rahmen eines Vortrags stellte Sophie Krier ihr Vorhaben und ihre künstlerische Praxis einer interessierten Öffentlichkeit vor. Als gelernte Textildesignerin (Design Academy Eindhoven) verwebt sie an der Schnittstelle zwischen Kunst und Ökologie die Geschichten von Menschen, Tieren und Orten.
Im Künstlergespräch präsentierte Sophie Krier ihre gegenwärtige Recherche und reflektierte über Fragen von Zugehörigkeit, Erinnerung und Lebensgrundlage. Die Art wie wir Beziehungen zu einem Ort, unserer Familie und uns selbst aufbauen sind grundlegende Fragen in ihrer gegenwärtigen Forschung. Durch den Dialog mit lokalen Handwerkerinnen und Handwerkern und der Erforschung der Topografie und Landschaft, möchte die Recherche nach Gemeinsamkeiten für ungehörte Stimmen von Minderheiten suchen, die nicht nur physische Personen sind, sondern auch Mythen, Orte und Tiere.
Sie verband den Vortrag mit einer direkten Interaktion mit dem Publikum, welche sogleich in die Recherche für „School of Verticality“ eingeflossen ist – das gemeinsame und partizipative Knüpfen von „lifelines“ (Lebenslinien).
Video-Link: Artist Talk Sophie Krier
Ein Arbeitstreffen, um gemeinsam mit einer geladenen Gruppe von Denkerinnen und Denkern aus Südtirol über die Bedeutung und die Verschiebbarkeit von Grenzen in der Region nachzudenken und zu debattieren. Der Workshop ist Teil der Recherche für das Kapitel drei der „School of Verticality“.
TeilnehmerInnen:
Roland Dellagiacoma (Experte für Landschaftsplanung)
Corrado Morelli (Geologe, Amt für Geologie Kardaun)
Susanne Waiz (Architektin)
Lucio Giudiceandrea (Journalist)
Margareth Kaserer (Künstlerin, Gast-und Landwirtin)
Angelika Burtscher (Kuratorin, Lungomare)
Roberto Gigliotti (Kurator, Lungomare)
Lisa Mazza (Kuratorin, Lungomare)
Mit einem Ansatz, der sich durch eine „erweiterte“ Vision des Migrationsgedankens auszeichnet, entwickelt Sophie Krier ein Projekt, welches das Zusammenreffen und den Austausch von Wissen zwischen den verschiedenen Kulturen, die mit dem Territorium Südtirols in Berührung kommen, anregen soll. Im Zentrum der künstlerischen Forschung, die sich auf Gespräche mit Experten der Lokalgeschichte, Anthropologen, Geographen, Landschaftsexperten, Kunsthandwerkern und Sozialarbeitern entwickelt hat, setzt Sophie Krier eine dichte Verflechtung von Elementen, die strukturiert beschreiben, unsere Welt und die Transformation, die sie durchläuft, ausmacht. Sophie Krier beschränkt sich nicht darauf, mit der Gesellschaft als einem Netzwerk von Beziehungen zwischen Menschen umzugehen, sondern erweitert ihre Intervention auf eine Struktur, in der die Gesellschaft Teil eines komplexen Ökosystems ist, das aus dem Territorium, der Landschaft und all den Wesen besteht, die sie bewohnen. Einschließlich der Tiere, ohne die symbolische Bedeutung zu vernachlässigen, die sie in der lokalen Tradition und in den Kulturen, die sie weiterhin überlagern, annehmen.
Aus den Recherchen der Künstlerin, die im ersten Teil des Jahres 2018 unter der Forschungsfrage „Where on earth do we belong“ durchgeführt wurden, entstand das Projekt SCHOOL OF VERTICALITY (Schule der Vertikalität). Es ist eine Initiative in drei Kapiteln, von denen das erste Kapitel in Bozen am 22. September 2018 anlässlich des Erntefestes des Orto Semirurale präsentiert wurde.
SCHOOL OF VERTICALITY ist ein öffentliches Programm für das Zuhören und Erlernen von situationsbezogenem Wissen. Wo auf Erden gehören wir hin? Welche bereits vergessenen Lebens- und Arbeitsformen können wir sichtbar machen und gemeinsam neu erfinden? Jedes Kapitel verwebt verschiedene Biografien (Mensch, Tier, Region) und Zeiten (Geologie, Geschichte, Biologie, Träume und Erinnerungen) miteinander.
Mit SCHOOL OF VERTICALITY etabliert Sophie Krier ein Format, in dem sich Wissen in einem Prozess der gegenseitigen Bereicherung aller Beteiligten trifft. Die Vertikalität des Titels bezieht sich auf eine eingehende Untersuchung, die nicht nur die Schichten der Gesellschaft und die Komplexität der Phänomene durchquert, sondern sich von der Talsohle bis zur Spitze der Berge unseres Territoriums erstreckt und deren Geschichte, Kultur und Geomorphologie miteinander verwebt.
PDF Flyer:
SoV Kapitel I
ab 22. September 2018
Die erste Episode der SCHOOL OF VERTICALITY trägt den Titel “Weaving one’s garden biographies” (Das Weben der Biografie eines Gartens) und wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Verein Donne Nissà und den Gärtnerinnen und Gärtnern des Semirurale Gartens von Bozen definiert.
In einer gemeinsamen Aktion mit dem Verein Akrat installierte Sophie Krier einen vertikalen Webstuhl im Garten, der dazu dienen soll, Fragmente eines Stoffes zu schaffen, die Geschichten und Erinnerungen an den Garten darstellen. Das Ergebnis des Webprozesses wird zusammen mit dem als überdachter Treffpunkt konzipierten Rahmen vor Ort bleiben und sich im Laufe der nächsten Jahreszeiten mit der im Gemüsegarten kultivierten Vegetation verflechten.
Am 22. September 2018, 14 – 18 Uhr wurde der Webstuhl als permanente Intervention vorgestellt und eingeweiht. Die Besucher wurden eingeladen an einem absichtlich vereinfachten outdoor Webstuhl ihre persönlichen Geschichten und Vorstellungen von einem Garten zu weben. Der Webstuhl ist in eine permanente Struktur eingearbeitet, die den Gärtnerinnen und Gärtnern des Semirurali Gemeinschaftsgartens auch darüberhinaus als Ort für Versammlungen und Veranstaltungen, sowie als Lagerraum dienen kann.
Programm:
Ab 17:00 Uhr
«Über das Entwickeln eines Projektes im Dialog mit einem Territorium» Einleitung Lungomare Kuratoren
«Über die geschlechts-spezifische Geschichte des Webens in Südtirol»
Sophie Krier spricht mit der Meraner Weberin Cornelia Larcher
«Kunst als gesellschaft-liche Beziehungsform, und das Verweben der künstlerischen Arbeit mit ihrer sozialen Sphäre»
Francesca Cozzolino, Sozialanthropologin, im Gespräch mit Sophie Krier
«Über das Weben als altüberlieferte Ausdrucksform»
Eine kollektive Tanzperformance mit der Pädagogin Cecilia Muñoz
Mitwirkende:
Cornelia Larcher (text.il.fabric Meran)
Cecilia Muñoz (Mafalda+)
Francesca Cozzolino (Kunstanthropologin, l’École nationale supérieure des Arts Décoratifs de Paris)
Hilary Solly (Donne Nissà)
AKRAT – Christian Mittendorfer
Der Webstuhl wurde in den Wochen und Monaten nach der Initiation von mehreren Frauengruppen des Donne Nissà Netzwerks für gemeinsame Webaktionen genutzt. Somit wurde das Gewebe weiterentwickelt und immer mehr Geschichten von Gärten aus aller Welt konnten in den Stoff eingearbeitet werden.
Seeding Stories Vorlage hier runterladen:
SoV A4 Seeding Stories
PDF Flyer:
SoV Chapter II, Part I
23. Februar 2019
Sockerhof, Mals
Samentauschbörse SamenFest
11 – 12 Uhr: Filmvorführung „Wisdom of the Mountains” (Van Osch Films / Frederik van Oudenhoven, 2017, 40’’, Italienische Untertitel)
13 – 14 Uhr: Mittagssuppe
14 – 15 Uhr: Runder Tisch zu Bewahrung und Austausch von Saatgut als bewährte Praktiken der Vielfalt und des selbstorganisierten Widerstands. Mit:
Frederik van Oudenhoven, Ethnobotaniker;
Armin Bernhard, Pädagoge, Mitgründer der Bürgergenossenschaft Obervinschgau;
Anna Folie, Gastgeberin, Landwirtin und Saatgut-Bewahrerin;
Susanne Waiz, Architektin und Semirurali-Gartenkoordinatorin für Donne Nissà.
Gastgeber:
SamenFest, Bürgergenossenschaft Obervinschgau
School of Verticality: Radiointerview
Sophie Krier und Robert Gigliotti zu Gast bei Paolo Mazzucatos Radioprogramm “Il Sabato di Rai Alto Adige”
Ausgehend von der Redensart „If you loose bread, you loose culture“ (Wenn das Brot verloren geht, geht die Kultur verloren) befasst sich Kapitel 2 im Rahmen von zwei kollektive Erzähl- und Reflexionsworkshops mit den Themen Landschaft, Landschaftspflege, Anbauweisen in der Landwirtschaft, Vielfalt und Überlieferung.
Der erste Workshop wird bei der ersten Ausgabe von SamenFest in Mals (23. Februar) statt finden. Der zweite Workshop findet im Rahmen des Festivals „Hier und Da – Gut leben im ländlichen Raum / Il buon vivere nelle zone periferiche“ (12.-14. April) ebenfalls im Obervinschgau statt. Wegen der klimatischen Bedingungen galt dieses Tal einst als „Kornkammer Südtirols“. Öko-Aktivistinnen und Aktivisten, Bürgerinnen und Bürger haben sich seit einigen Jahren zusammengetan, um das traditionelle Saatgut zu revitalisieren und zu diversifizieren. Doch welche Formen alten Wissens sind uns noch zugänglich? Wie können wir vorhandenes Wissen miteinander verflechten, aktuelle Fragestellungen von Nachhaltigkeit und gesunder Lebensweise knüpfen und damit eine ständige Weiterentwicklung positiv denken? Wie kann ein Know-How, das in anderen geografischen Zonen unserer Welt seinen Ursprung hat, mit regionalem Wissen und Kulturgut vernetzt und sinnvoll ergänzt werden?
Die Biografie eines Brotes beginnt mit dem Samenkorn. Durch die Interaktion mit der Landschaft und dem Menschen wird das Saatgut zu Getreide, Mehl, Teig, Kulturprodukt und immateriellem Erbe. Gemeinsam mit lokalen Expertinnen und Experten nachhaltiger und biologischer Landwirtschaft mit Fokus auf Getreideanbau und -verarbeitung, insbesondere der vielfältigen Brotbacktraditionen, soll eine intersubjektive Verwebung von Wissen und Traditionen angeregt werden. Neben einem Einblick in die geschichtliche Entwicklung des Tals und dessen Getreidevielfalt wird auch praktisches Wissen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgetauscht.
PDF Flyer:
SoV Kapitel II, Teil I
14. April 2019
Kulturhaus Schluderns
10 – 12 Uhr: Exkursion mit dem Forscher Georg Niedrist, Institut für Alpine Umwelt, Eurac research. Wir wandern zur LTSER (Long Term Socio- Ecological Research) Station in Muntetschinig, wo die Auswirkungen des Klimawandels auf Grasland zwischen 980m und 2700m erfroscht werden.
12 – 16 Uhr: Gemeinsames Backen, um die Idee eines Gemeinschaftsofens durch die Verflechtung von Brotformen und Bräuchen zu reaktivieren. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer führen verschiedene Tätigkeiten mit der Künstlerin Sophie Krier und dem Bäcker Mike Kofler durch. (20 Pers.)
OVERTIME HAPPENING
Mach mit!
25. Mai 2019
16 Uhr
Villanderer Alm
Für die abschließende Episode untersucht die „School of Verticality“ das Potenzial des Verwebens von Grenzen, um das von der westlichen Moderne geprägte Verständnis von Zugehörigkeit zu bestimmten Räumen und Identitäten herauszufordern und Kategorien wie Boden, Nationalstaat, Natur, Kultur, Spezie und Geschlecht in Frage zu stellen. In einer Zeit, in der Mauern errichtet werden und Separation das Zusammenleben überschattet, sind Grenzen mehr als nur kognitive oder politische Symbole. Manche vertreiben Leben, manchmal aber verschiebt oder verdrängt das Leben diese.
In diesem Zusammenhang schlägt Sophie Krier eine „reinvention“ (Neuerfindung) von Allan Kaprows Happening OVERTIME vor. Das Happening wurde nur einmal im Frühjahr 1968 an der University of California in San Diego verwirklicht und seitdem nie wieder reaktiviert. Auf Anweisungen des amerikanischen Künstlers, wird bei diesem Happening im Laufe einer Nacht ein 60 Meter langer Schneezaun über eine Distanz von 1,6 km bewegt. Kaprows Leitgedanke, Grenzen zwischen Leben und Kunst aufzuheben, ist in OVERTIME, wie auch in vielen anderen seiner Arbeiten zentral.
Sophie Kriers „reinvention“ (Neuerfindung) von OVERTIME wird auf der Villanderer Alm in Südtirol stattfinden, ein passender Ort, um über die Bedeutung von Grenzverschiebungen nachzudenken. Diese Verschiebungen beziehen sich auf unterschiedliche Dimensionen von Raum und Zeit – auf geologischen Kräfte, menschlichen und nichtmenschliche Migrationsbewegungen, historische Grenzen sowie zeitgenössische Mutationen terrestrischer Beziehungen.
In einer kollektiven Geste wird in der Nacht des 25. Mais eine Grenze verschoben. Allen Interessierten steht es offen, an dieser Erfahrung teilzunehmen. Für das Happening versammelt die „School of Verticality“ zudem eine Kerngruppe von Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit unterschiedlichen Hintergründen: Akademikerinnen und Akademiker, lokale Expertinnen und Experten, Kulturproduzentinnen und –produzenten, Landbesitzerinnen und –besitzer sowie Landnutzerinnen und -nutzer. Die temporäre Gemeinschaft bildet eine bewegliche Plattform für den Austausch verschiedener Wissensformen über Land und Landschaft bilden. Im Laufe der Nacht aktiviert Sophie Krier gemeinsam mit dem Wissenschaftler und Aktivisten Stéphane Verlet-Bottéro diese „mobile assembly“ (mobile Versammlung): eine Gruppe die sich zu einem festgelegten Zeitpunkt versammelt und in einer gemeinsamen Anstrengung eine Tätigkeit ausführt.
OVERTIME PAPERS
Abonniere den Sammelband!
Im Vorfeld des Happenings erscheinen die OVERTIME PAPERS, ein vierteiliger Sammelband der Kaprows Arbeit mit dem lokalen Kontext verknüpft. OVERTIME PAPERS versammelt Fotografien, Interviews und Textausschnitte, welche Begriffe wie Tiefenzeit (geologische Grenzen), gemeinsame Zeit (gemeinsame Grenzen), politische Zeit (nationale Grenzen) und angestammte Zeit (Grenzen überschreitend) kritisch reflektieren.
Anmeldung und Abonnement:
https://tinyurl.com/yy3odod3
Jetzt und bald
AUSSTELLUNG :: Binta Diaw :: Collective Practices – A Living Experience of Feeling ListenedÜber Lungomare
Lungomare, 2003 in Bozen gegründeter Kulturverein, versteht sich als ein Projektraum, in dem auf das Bedürfnis und die Notwendigkeit reagiert werden kann, Ideen, Meinungen, Erfahrungen und Differenzen auszutauschen und kulturelle Aktivitäten in ihrem politischen und sozialen Kontext zu erfahren. Lungomare erforscht und erprobt in seinen Projekten das Beziehungsgeflecht zwischen Design, Architektur, Stadtplanung, Kunst und Theorie und präsentiert diese anhand unterschiedlicher Formate: Publikumsgespräche, Symposien, Publikationen, Ausstellungen und Interventionen im öffentlichen Raum. Sie sind darauf ausgerichtet, in die kulturellen und sozio-politischen Prozesse des von Lungomare bespielten Territoriumseinzugreifen. Aktuell konzentrieren sich die Aktivitäten von Lungomare auf Projekte langfristiger Residencies: Die Gäste von Lungomare sind eingeladen, sich im und mit dem Kontext Südtirol auseinander zu setzen und in diesem zu agieren. Die Aktivitäten von Lungomare sind an folgenden drei Prinzipien ausgerichtet: eine spezifische Aufmerksamkeit für das Umfeld, in dem die Projekte durchgeführt werden, der transdisziplinäre Zugang, der sie kennzeichnet und die Reflexion über die Rolle von Lungomare als Kulturinstitution im Kontext seines bespielten Ortsgebietes.
ChronologieTerritorium
Lungomare befindet sich am Ortsrand von Bozen, der Hauptstadt Südtirols und versucht die Bezüglichkeiten zu seinem Umfeld anschaulich zu machen, indem es seine verändernden Dynamiken thematisiert. Bozen ist durch eine Mischung dichter Wohngebiete und ausgedehnter Grünflächen charakterisiert. Letztere werden weitgehend landwirtschaftlich genutzt und durchdringen vielerorts und bis ins Zentrum das urbane Stadtgebiet, was der Stadt eine landschaftlich pittoreske und besondere Note verleiht. Die es umringenden Berge tragen ebenso zum hohen touristischen Image der Stadt Bozen und seiner Umgebung bei und sind unter anderem der Grund, warum die Region wirtschaftlich vor allem durch seinen Tourismus boomt. Die demografische Struktur der Stadt ist seit geraumer Zeit durch das Zusammenleben zweier Bevölkerungsgruppen, der deutsch- und der italienischsprachigen geprägt. Die soziale und demografische Zusammensetzung der Bevölkerung ist heute im Wandel. Migranten auch aus nichteuropäischen Ländern lassen sich hier nieder oder durchqueren die Region, zum Teil auf der Suche nach politischem Asyl