Orte

Lungomare, Frauenarchiv, Palais Pock, Casa Tabarelli

Kuratiert von
Mitwirkende
Programm

Do 25.11.2010, 19:00 Uhr
Lungomare
Präsentation des Projektes mit Lisa Mazza und Julia Moritz

FRAZIONI MULTIPLE I, Anna Scalfi — Installation
TRUE MIRROR MICROFICHE, Dexter Sinister — Installation

Fr 26.11.2010, 18:00 Uhr
Frauenarchiv, Pfarrplatz 15, Bozen
WHAT WILL I NOT REGRET LATER? — Performance

Sa 27.11.2010, 18:00 Uhr
Palais Pock, Musterplatz 2, Bozen
QUESTIONNAIRE PROJECT, Tanja Ostojic — Screening, Performance

So 28.11.2010, 12:30 Uhr
Casa Tabarelli, Schöne Aussicht 13, Girlan
CHARTREUSE JEUNE — Arrangement von Olaf Nicolai
Beiträge: Julieta Aranda, John Armleder, Elisabetta Benassi, Karla Black, Monica Bonvicini, Thomas Demand, Jason Dodge, Dora García, Piero Golia, Douglas Gordon, Karl Holmqvist, Carsten Höller, Jonathan Monk, Carsten Nicolai, Mai-Thu Perret, Anri Sala, Kelly Schacht, Tilo Schulz

Weitere Projektpartner:
Kunsthalle Exnergasse, Wien – Ausstellung 11.11. – 18.12.2010
Galerija Skuc, Ljubljana – Plattform 27.01. – 30.01.2011
Schlebrügge.Editor – Publikation

Publikation

Im Rahmen des Projektes Kritische Komplizenschaft / Critical Complicity ist in Zusammenarbeit mit Lungomare Bozen-Bolzano eine Publikation erschienen.

Herausgeberinnen: Lisa Mazza, Julia Moritz
mit Beiträgen von: Hans Haacke, Olaf Nicolai, Ahmet Ögüt, Tanja Ostojic, Dexter Sinister, Barbara Steiner, Gesa Ziemer, etc.
Design: Lupo & Burtscher
Verlag: Schlebrügge.Editor, Wien
ISBN 978-3-85160-186-2

Kritische Komplizenschaft / Critical Complicity auf issuu.com
Bestellung des Buches über: info@lungomare.org

Cover: Kritische Komplizenschaft / Critical Complicity
Cover: Kritische Komplizenschaft / Critical Complicity. Design: Lupo & Burtscher
Frazioni Multiple I

Anna Scalfi, Installation
Ein Gespräch zwischen Gianfranco De Bertolini, Anna Scalfi, Cesare Pietroiusti, Angelika Burtscher und Daniele Lupo

„Frazioni Multiple“ ist eine Reihe von Interventionen, welche die Vorgehensweise, den Wert einer künstlerischen Arbeit auf Editionen zu verteilen, zum Inhalt des Werkes selbst macht. Die beim Verkauf von Kunstwerken in der Regel angewandte Modalität wird zum Ausgangspunkt für eine Serie von Arbeiten, die aus Teilen eines Ganzen und nicht aus Editionen eines Gleichen besteht. Ausgangspunkt ist ein einziges Stück, welches in Elemente zerlegt wird, die einzeln verkäuflich sind. Beim Kauf wird vertraglich festgelegt, anlässlich einer eventuellen Ausstellung, die singulär erworbenen Einzelteile zur Verfügung zu stellen, um das Werk als Gesamtes zeigen zu können. Die BesitzerInnen von jedem einzelnen Teil stehen so in einer Eigentumsbeziehung zueinander, welche sich nicht ausschließlich auf das ästhetische Objekt bezieht, sondern auch alle zukünftigen Besitzer vertraglich untereinander bindet. Die formale Komponente äußert sich neben dem ausgewählten und geteilten Objekt auch im Inhalt des Vertrages, welcher die Beziehung zwischen den Einzelteilen definiert und dabei die Idee des Gesamtkunstwerkes beibehält. Der Verkaufsvorgang der Arbeiten erfolgt in einem Prozess, der diese Dynamiken zum Vorschein bringt und die Modalitäten des Verkaufs eines Kunstwerkes und die Rechtfertigung seiner Preissetzung und seines Marktwertes reflektiert.

Ausgehend von Anna Scalfi’s „Frazione Multiple I“ wird die Künstlerin im Gespräch mit Cesare Pietroiusti, Künstler und Galerist von Anna Scalfi, dem Sammler und Anwalt Giancarlo de Bertolini und den Lungomare Gründungsdirektoren Angelika Burtscher und Daniele Lupo. Es wird den Fragen von Autorenschaft, den Mechanismen hinter dem Verkauf von Kunstwerken und den damit verbundenen normativen Vereinbarungen, aber auch der Wertdefinition eines Kunstwerkes und der Frage der Teilbarkeit des Wertes eine Kunstwerkes nachgegangen.

Anna Scalfi: Certificato di Autenticità
Anna Scalfi: Certificato di Autenticità
Anna Scalfi: Certificato di Autenticità
Anna Scalfi: Certificato di Autenticità

 

Talk: Frazioni Multiple I, 25/11/2010

True Mirror Microfiche

Dexter Sinister, Installation

Ausgehend von ihrer Tätigkeit als Gestalter von Druckvorlagen führte das Interesse von Dexter Sinister, die Themen des Publizierten selbst in den Mittelpunkt zu setzen, zur Herausgabe des Magazins dot dot dot dessen Veröffentlichungsveranstaltungen bald zu eigenständigen performativen Ereignissen wurden. Die in Bozen präsentierte Installation „True Mirror Microfiche“ (2008) ist zugleich eine lose Sammlung von sogenannten „Pressemitteilungen“ und eine darauf folgende performative Lesung, die u.a. im Institute for Contemporary Arts in London 2009 präsentiert wurde. Beide Formate kritisieren zum Beispiel die großstädtischen Medien, Geschwindigkeit, den Reiz des Neuen etc.
Doch „True Mirror Microfiche“ ist keinesfalls nur ein Buch oder eine Performance; die Arbeit setzt mit großer List jene Form der Wahrheit in Szene, die durch die Verbreitung selbst geschaffen wird. So werden neben den eigentlichen Mikrofiches, das speziell gestaltete Skript sowie der filmische „Trailer“ dieses nicht filmisch dokumentierten Events gezeigt. Die„Kritik“ des Werks ist etwas, das automatisch aus einem vornehmlichen Interesse an Rhetorik, Distribution usw. hervorgeht. Jedes „kritische Potenzial“ wird dadurch aktiviert, wie es in anderen Köpfen weiterlebt (oder nicht) und in welchen anderen Formen es auftritt (oder nicht). Das Problem ist, dass genau dies nicht gemessen werden kann.

What will I not regret later?

Performance
Freitag, 26.11.2010, 18.00, Frauenarchiv, Pfarrplatz, 15, Bozen

A. Ich trete nicht als AutorIn von Arbeiten auf und möchte mit euch besprechen, wie wir im Folgenden damit umgehen sollen. Es würde bedeuten, dass ich es vorziehe, nicht auf oder in den Werbematerialien usw. genannt zu werden; vielmehr versuche ich, mit euch eine Lösung dafür zu finden, wie man beschreiben kann, was stattdessen kommen wird. Ich habe mich dafür entschieden, da es mir die Möglichkeit bietet, einige meiner Gedanken über die Herstellung von Situationen zu verfolgen, die sich nicht so sehr an den Ideen einer einzelnen Person festmachen, sondern Ideen, einzelne Charaktere und das Potenzial einer Veranstaltung / Atmosphäre in dem Moment aufgreift, in dem Ideen entstehen, die nicht einer bestimmten Person zugeschrieben werden können oder die nicht auf einer beständigen Sprecherperspektive basieren. Die Begegnung an sich bietet hingegen die Chance, herauszufinden, wo genau man sich mit anderen in einer gegebenen Zeit situiert.

B. Ich habe das Gefühl, dass diese Dinge sehr viel miteinander zu tun haben, da das Moment der Unschärfe individueller Autorschaft immer wieder in Situationen oder Handlungen auftaucht, vor allem in denjenigen mit Bezug zu normativen (rechtlichen / moralischen) Konventionen. Dies zeigen wir in unserem Konzept auf und wollen es über die theoretischen Texte des Buches weiter ausführen. Was denkst du darüber?

C. Es könnte ein Problem darstellen, dass Personen sich nicht einer Person annähern möchten, die nicht ihren Namen preisgibt. Es könnte so erscheinen, als würdest du eine Art Privileg ausüben, das allein dir als eingeladene Person verfügbar ist und das innerhalb dieses Kontexts eine gewisse Verfügungsgewalt unterstellt.

Questionnaire Project

Tanja Ostojic, Performance incl. Screening
Samstag, 27.11.2010, 18.00, Palais Pock, Musterplatz 2, Bozen

„Questionnaire Project“, (2006-2010) ist ein langfristig angelegtes Rechercheprojekt, das im Rahmen von „Kritische Komplizenschaft / Critical Complicity“ in Form eines „Art Bond“ von Tanja Ostojic im Auftrag der Art & Economics Group als Auktionsperformance präsentiert wird. Das „Questionnaire Project“ basiert auf Fragebögen, die in den Jahren 2006 und 2007 an Institutionen und Ausstellungsprojekte versandt wurden, zu denen die Künstlerin eingeladen wurde. Die Beantwortung und Einreichung dieser Fragebögen und die damit einhergehende Aufdeckung der finanziellen Struktur des Projekts waren notwendig, um seitens der Künstlerin zu entscheiden, ob sie mit der Institution im Rahmen des vorgeschlagenen Projekts kollaborieren wollte.
Viele Institutionen legen ihre Projektbudgets grundsätzlich nicht offen und haben dementsprechend diese künstlerische Recherche entweder als Beleidigung aufgefasst oder die Beantwortung des Fragebogens endlos verzögert. Das Resultat dieses Vorgehens war demnach, dass die Anzahl der Ausstellungen, an denen Tanja Ostojic in den Jahren 2006-2007 teilnahm, stetig abnahm und dies auch ihr Ranking unter www.artfacts.net negativ beeinflusste. Die Art & Economics Group, 2007 in Berlin von Tanja Ostojic, David Rych und Dmytri Kleiner gegründet, untersucht die Schnittstellen von Kunst und politischer Ökonomie. In den ersten zwei Jahren fanden regelmäßig alle drei Monate Foren der Art & Economics Group in Berlin veranstaltet. Themen sind u. a. die politische Ökonomie als künstlerisches Thema, die Ökonomien künstlerischer Produktion oder wirtschaftliches Handeln als aktionsbasierte Kunstpraxis.
Neben der Auktion von „Art Bonds“ wird der Film „The Great Contemporary Art Bubble“ (60 Minuten, englische Sprache) gezeigt. Der Film des britischen Kunstkritikers und Filmemachers Ben Lewis untersucht den Aufstieg und Fall des Kunstmarktes in den Jahren 2008 und 2009. Nach der Filmvorführung ist eine Diskussion mit dem Publikum geplant.

Tanja Ostojic: Questionnaire
Tanja Ostojic: Questionnaire
Tanja Ostojic: Questionnaire
Tanja Ostojic: Questionnaire
Chartreuse Jeune

Ein Arrangement von Olaf Nicolai
Sonntag, 28.11.2010, 12.30 – 15.00, Casa Tabarelli, Schöne Aussicht 13, Girlan

With contributions from Julieta Aranda, John Armleder, Elisabetta Benassi, Karla Black, Monica Bonvicini, Thomas Demand, Jason Dodge, Dora García, Piero Golia, Douglas Gordon, Karl Holmqvist, Carsten Höller, Jonathan Monk, Carsten Nicolai, Mai-Thu Perret, Anri Sala, Kelly Schacht and Tilo Schulz

“The world wishes to be deceived, certainly. Yet if you don’t, it will be seriously angry.” These are the last sentences of Walter Serner’s manifesto “Letzte Lockerung” (“Last Loosening”), first published 90 years ago and accompanied by the following subtitle in its final version in 1927: “A Handbook for the Con Man”. At a time when Dadaism had arrived on the art market, Serner’s text performs the valediction and parting from this movement, in order to propagate subtle speculation, devoid of illusions, as a strategy of self-assertion from then on. At the outset, he suggests that each reader consume a heavy meal of several courses before reading, served with the digestif Chartreuse jaune. This forms the initial reference for Chartreuse jeune, the title heading Olaf Nicolai’s intervention at the Casa Tabarelli, a private residential building in the vicinity of Bolzano designed by Carlo Scarpa in 1967 which has remained relatively unknown until today. Nicolai has invited seventeen artists to create works specifically for this location and occasion which he in turn will implement according to their instructions. The range of the repertoire spans from a subtle gesture over the installation of objects to performance. The composition of Chartreuse jeune thereby creates a camouflage that transforms the history and atmosphere of the building, whereby the exact line of the border between pre-existing interior and intervention remains unclear to the visitor.
In this context, Nicolai’s work particularly emphasises the animation of the “critical complicity” as a strategy of confusion and attraction of attention focused in this case on the Casa Tabarelli—an architecturally highly significant building that to this day is not treated as a cultural heritage worth conservation by the public authorities.

Casa Tabarelli: Guide (in Italian)
Casa Tabarelli: Guide (in Italian)
Invitation: Chartreuse Jeune (front)
Invitation: Chartreuse Jeune (front)
Einladung: Chartreuse Jeune
Invitation: Chartreuse Jeune (back)
Menu for Chartreuse Jeune
Menu for Chartreuse Jeune
Olaf Nicolai: Chartreuse Jeune
Drucksachen
Pressespiegel
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Stiftung Südtiroler Sparkasse
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Kellerei Alois Lageder
Partner:
Heinz Peter Hager, Frauenarchiv Bozen, Laura Tabarelli