Symbolische Aktionen für die Gegenwart
Ein Rechercheprojekt zur Aktualisierung der zwei Begriffe Monument und Zusammenleben
Das Projekt «Symbolische Aktionen für unsere Gegenwart» versteht sich als eine Serie von Vorträgen, Diskussionen, Texten und Handlungen, die eine alternative Betrachtung der zeitgenössischen und gesellschaftlichen Relevanz eines Monuments als Denk- und Aktionsraum einfordern, und eine Bewusstseinsschaffung für eine Symbolik unserer Gegenwart aktivieren. Es geht dabei nicht nur darum, die vielfältigen Lesearten, Geschichte und Erinnerung als wesentliche Konstanten für unser Heute zu sehen, sondern vor allem um die Möglichkeit, unserem Denken und Handeln, verankert in unserer Jetztzeit, nachhaltigen Ausdruck zu verleihen. Aktionsort und Ausgangspunkt ist die Stadt Bozen und die Region Südtirol, sowie deren wesentliches Merkmal als Entwicklungsmöglichkeit für die Zukunft: das Zusammenleben und die Interaktion von unterschiedlichen Individuen. Das Projekt versucht die beiden Begriffe «Monument» und «Zusammenleben» zusammen zu führen, aktualisiert und erweitert sie und lässt daraus eine Recherche und gemeinsame Aktion zwischen den geladenen Künstlern und Gestaltern mit den Kuratoren des Projektes entstehen.
«Symbolische Aktionen für unsere Gegenwart» ist eine Initiative des Projektraumes Lungomare. Sie gliedert sich in zwei ineinander übergreifende Abschnitte: eine Recherche und eine Aktion im öffentlichen Raum der Stadt Bozen. Ende Oktober 2010 beginnt mit einer Forschungswoche diese offene und angewandte Recherche, die sich während der gesamten Projektdauer weiter entwickelt und auf der Webseite symbolicactionsforourpresent.lungomare.org dokumentiert wird. Ein Glossar fasst dabei wichtige Grundkonzepte zusammen, schafft Verbindungen und stellt Meinungen gegenüber. Das Künstlerkollektiv Brave New Alps, die Künstler Jacopo Candotti und Helmut Heiss, die Architektinnen Eva Mair und Katherina Putzer und die Designerin Maja Malina entwickeln – gemeinsam mit den Kuratoren des Projektes – die Recherche zum Ausgangspunkt des Projektes und im Herbst 2011 eine Aktion im öffentlichen Raum der Stadt Bozen.
Lungomare, öffentlicher Raum der Stadt Bozen, Artissima Lido Turin
Den Anfang der Recherche bildet die Forschungswoche (für mehr Informationen: download PDF), die vom 25. bis 30. Oktober 2010 veranstaltet wird. Es treffen sich 36 Personen (Historiker, Journalisten, Philosophen, Kuratoren, Architekten, Künstler, Designer, Schriftsteller, Politikwissenschaftler und Soziologen) für eine Woche in den Räumlichkeiten von Lungomare, um den thematischen Ausgangspunkt des Projektes breitgefächert zu betrachten und zu analysieren. Dieser Meinungsaustausch, die Ideen und Stellungnahmen, die während dieser Woche erarbeitet werden, sind Startpunkt für die gemeinsame Aktion im Herbst 2011.
Es bleibt dabei offen, ob diese Aktion und Handlung tatsächlich ein Monument entstehen lässt, oder sich absichtlich vom Konzept des Monuments abgrenzt und es nicht als solches definiert. Während der gesamten Konzept- und Realisierungsphase entwickelt sich die Recherche – nach ihrem ersten Input im Rahmen der Forschungswoche – weiter und nimmt anhand des Glossars konkrete Form an.
Das Projekt “Jederland” setzt sich mit den Themen Eigentum und Besitz auseinander und mit den damit verbundenen Machtstrukturen, die unser Zusammenleben beeinflussen. “Jederland” möchte ein Grundstück aus seinem Eigentumsstatus befreien, um es den Machtverhältnissen zu entziehen, denen es gewöhnlich unterliegt. Ein so geschaffener Ort des Vakuums innerhalb der städtischen Struktur, soll rigide Gewohnheiten und Systeme aufheben. Ein Denkraum zur Entwicklung neuer Möglichkeiten des Zusammenlebens entsteht. Das im Stadtraum Bozen gelegene Grundstück soll einerseits die Hinterfragung der Grenzen rechtlicher Eigentumsregelungen veranlassen, und anderseits eine öffentliche Diskussion um Eigentum, Privatbesitz, Gemeinschaft und gemeinschaftliches Gut initiieren. Angesichts allgegenwärtiger territorialer Konflikte, spielt unsere Bereitschaft diese eingefahrenen Begriffe neu zu überdenken, eine bedeutende Rolle.
Innerhalb Winter 2011 wird “Jederland” anhand eines konkreten Grundstückes im Stadtraum von Bozen umgesetzt. “Jederland” ist eine Gemeinschaftsarbeit von Brave New Alps, Helmut Heiss, Eva Mair, Maja Malina, und Katherina Putzer, die Kuratoren des Projektes sind Angelika Burtscher und Daniele Lupo.
Mehr hier: www.symbolicactionsforourpresent.lungomare.org
ighborhoods”
In the fall of 2010, the curators invited artists Laura Lovatel and Federica Menin to create a concurrent project: an instrument of communication that allows for exploration—together with the inhabitants of the town—of the theme of living together. They have initiated an online blog about communities living together.
Im Herbst 2010 haben die Kuratoren die Künstlerinnen Laura Lovatel und Federica Menin eingeladen, parallel zu dem Projekt ein Kommunikations-Instrument zu kreieren, welches ermöglicht, in direktem Kontakt mit den Stadtbewohnern in Bozen das Thema des Zusammenlebens zu erforschen. Laura Lovatel und Federica Menin haben einen Blog zum Thema “Wohngemeinschaften” initiiert.
Der Blog “Wahlgemeinschaft” erforscht mit eigenständigem Blick das zentrale Thema der urbanen Identität: das Wohnen. Die Wohngemeinschaft, als besondere (Zusammen-)Lebensform, wird zum Forschungsobjekt: ein dinghafter und sozialer Raum, in dem in kleinen wie in großen Städten, jenseits verwandtschaftlicher Bindungen, Privates mit Anderen geteilt wird. Sogenannte “Wahlgemeinschaften” existieren bereits als lokale Netzwerke, in denen sich Menschen gegenseitig bei der Lösung bestimmter Aufgaben helfen, die einen gemeinsamen Interessensbereich betreffen. Mehr denn je bilden Studenten, Arbeitnehmer, manchmal auch mehrere Paare oder Familien Wohn-Einheiten verschiedenartigster Zusammensetzung. Sie spiegeln damit die Gesellschaft unserer Zeit und typische Abläufe des städtischen Lebens wieder. “Wahlgemeinschaft” möchte in Bozen die verschiedenen Formen, Motive, Arten von Gemeinschaftsgefühl und räumlichen Anordnungen des Zusammenlebens ermitteln. Besuche verschiedener Bozner Wohngemeinschaften führen zu Momenten, in denen deren Bewohner diesen Zustand reflektieren.
Hier der Blog: http://vicinatoelettivo.org/lungomare/
Autonome Region Trentino-Südtirol
Autonome Provinz Bozen-Südtirol
Stadtgemeinde Bozen
Stiftung Südtiroler Sparkasse
Parkhotel Laurin
Jetzt und bald
AUSSTELLUNG :: Binta Diaw :: Collective Practices – A Living Experience of Feeling ListenedÜber Lungomare
Lungomare, 2003 in Bozen gegründeter Kulturverein, versteht sich als ein Projektraum, in dem auf das Bedürfnis und die Notwendigkeit reagiert werden kann, Ideen, Meinungen, Erfahrungen und Differenzen auszutauschen und kulturelle Aktivitäten in ihrem politischen und sozialen Kontext zu erfahren. Lungomare erforscht und erprobt in seinen Projekten das Beziehungsgeflecht zwischen Design, Architektur, Stadtplanung, Kunst und Theorie und präsentiert diese anhand unterschiedlicher Formate: Publikumsgespräche, Symposien, Publikationen, Ausstellungen und Interventionen im öffentlichen Raum. Sie sind darauf ausgerichtet, in die kulturellen und sozio-politischen Prozesse des von Lungomare bespielten Territoriumseinzugreifen. Aktuell konzentrieren sich die Aktivitäten von Lungomare auf Projekte langfristiger Residencies: Die Gäste von Lungomare sind eingeladen, sich im und mit dem Kontext Südtirol auseinander zu setzen und in diesem zu agieren. Die Aktivitäten von Lungomare sind an folgenden drei Prinzipien ausgerichtet: eine spezifische Aufmerksamkeit für das Umfeld, in dem die Projekte durchgeführt werden, der transdisziplinäre Zugang, der sie kennzeichnet und die Reflexion über die Rolle von Lungomare als Kulturinstitution im Kontext seines bespielten Ortsgebietes.
ChronologieTerritorium
Lungomare befindet sich am Ortsrand von Bozen, der Hauptstadt Südtirols und versucht die Bezüglichkeiten zu seinem Umfeld anschaulich zu machen, indem es seine verändernden Dynamiken thematisiert. Bozen ist durch eine Mischung dichter Wohngebiete und ausgedehnter Grünflächen charakterisiert. Letztere werden weitgehend landwirtschaftlich genutzt und durchdringen vielerorts und bis ins Zentrum das urbane Stadtgebiet, was der Stadt eine landschaftlich pittoreske und besondere Note verleiht. Die es umringenden Berge tragen ebenso zum hohen touristischen Image der Stadt Bozen und seiner Umgebung bei und sind unter anderem der Grund, warum die Region wirtschaftlich vor allem durch seinen Tourismus boomt. Die demografische Struktur der Stadt ist seit geraumer Zeit durch das Zusammenleben zweier Bevölkerungsgruppen, der deutsch- und der italienischsprachigen geprägt. Die soziale und demografische Zusammensetzung der Bevölkerung ist heute im Wandel. Migranten auch aus nichteuropäischen Ländern lassen sich hier nieder oder durchqueren die Region, zum Teil auf der Suche nach politischem Asyl