Politik und Kreativität
Vorstellung des Projekts “Serpico Naro” der Aktivistengruppe Chainworkers aus Mailand
In Mailand wird die Boutiquendichte nur noch von der Anzahl der “fashion victims” betroffen. Und jedes Jahr aufs Neue erreicht der Rummel um neue Textilien im Frühjahr seinen Höhepunkt. Doch die überwältigende Mehrheit der Mailänder können sich die Haute Couture niemals leisten. Eine Gruppe von Modemachern und Aktivisten beschloss, die Modeindustrie mit ihren eigenen Waffen zu bekämpfen: Sie lancierten eine Anti-Modeschau im offiziellen Programm der Mailänder Modewoche, mit einer frei erfundenen japanischen Designerin namens Serpica Naro. Mit fingierten Pressemeldungen hypen sie im Vorfeld ihre fiktive, neue Designentdeckung so sehr, dass das Publikum in Scharen kommt und die Polizei am Tag des Events gleich in Mannschaftsstärke anrückt.
http://serpicanaro.org/
Projektion des Films “Antonio Negri – un’eterna rivolta” (Deutschland, 2004)
Dokumentarfilm von Andreas Pichler und Alexandra Weltz, coproduziert von Gebrueder Beetz Filmproduktion sowie ZDF/Arte, SVT (Schweden) e YLE (Finnland), italienische Fassung
Kaum ein europäischer Intellektueller hat so viel Bewunderung und Hass, soviel Zuspruch und Ablehnung auf sich vereint wie Antonio Negri. Kaum einer führte ein derart widersprüchliches und bewegtes Leben. Anhand der Biographie Negris erzählt der Film sowohl die Geschichte der Utopie von 1968, als auch die Entstehung einer neuen globalen Protestbewegung zur Jahrtausendwende.
Diskussionsabned – Die Erbschaft und die Gegenwart. Über die radikalen Formen der politischen Bewegungen in Italien
Diskussion mit Daniele Balicco (Forschungsdoktorand der Universität Siena), Elanor Colleoni ( Aktivistin und Forschungsdoktorandin an der Universität Bicocca Mailand, Mitglied der Gruppe Chainworkers), Andreas Pichler (Filmregisseur aus Bozen)
Die Diskussion kreist um die ambivalente Erbschaft der radikalen linken Politik in Italien und um neue Formen des Experimentieren in den sozialen Konflikt der gegenwärtigen Gesellschaft Italiens.
Jetzt und bald
AUSSTELLUNG :: Binta Diaw :: Collective Practices – A Living Experience of Feeling ListenedÜber Lungomare
Lungomare, 2003 in Bozen gegründeter Kulturverein, versteht sich als ein Projektraum, in dem auf das Bedürfnis und die Notwendigkeit reagiert werden kann, Ideen, Meinungen, Erfahrungen und Differenzen auszutauschen und kulturelle Aktivitäten in ihrem politischen und sozialen Kontext zu erfahren. Lungomare erforscht und erprobt in seinen Projekten das Beziehungsgeflecht zwischen Design, Architektur, Stadtplanung, Kunst und Theorie und präsentiert diese anhand unterschiedlicher Formate: Publikumsgespräche, Symposien, Publikationen, Ausstellungen und Interventionen im öffentlichen Raum. Sie sind darauf ausgerichtet, in die kulturellen und sozio-politischen Prozesse des von Lungomare bespielten Territoriumseinzugreifen. Aktuell konzentrieren sich die Aktivitäten von Lungomare auf Projekte langfristiger Residencies: Die Gäste von Lungomare sind eingeladen, sich im und mit dem Kontext Südtirol auseinander zu setzen und in diesem zu agieren. Die Aktivitäten von Lungomare sind an folgenden drei Prinzipien ausgerichtet: eine spezifische Aufmerksamkeit für das Umfeld, in dem die Projekte durchgeführt werden, der transdisziplinäre Zugang, der sie kennzeichnet und die Reflexion über die Rolle von Lungomare als Kulturinstitution im Kontext seines bespielten Ortsgebietes.
ChronologieTerritorium
Lungomare befindet sich am Ortsrand von Bozen, der Hauptstadt Südtirols und versucht die Bezüglichkeiten zu seinem Umfeld anschaulich zu machen, indem es seine verändernden Dynamiken thematisiert. Bozen ist durch eine Mischung dichter Wohngebiete und ausgedehnter Grünflächen charakterisiert. Letztere werden weitgehend landwirtschaftlich genutzt und durchdringen vielerorts und bis ins Zentrum das urbane Stadtgebiet, was der Stadt eine landschaftlich pittoreske und besondere Note verleiht. Die es umringenden Berge tragen ebenso zum hohen touristischen Image der Stadt Bozen und seiner Umgebung bei und sind unter anderem der Grund, warum die Region wirtschaftlich vor allem durch seinen Tourismus boomt. Die demografische Struktur der Stadt ist seit geraumer Zeit durch das Zusammenleben zweier Bevölkerungsgruppen, der deutsch- und der italienischsprachigen geprägt. Die soziale und demografische Zusammensetzung der Bevölkerung ist heute im Wandel. Migranten auch aus nichteuropäischen Ländern lassen sich hier nieder oder durchqueren die Region, zum Teil auf der Suche nach politischem Asyl