ausgesetzt_spaesato
5 Alltagsobjekte, die hauptsächlich aus dem Wohnkontext bekannt sind, werden im Stadtraum ausgesetzt: eine Steckdose, ein Schalter, ein Knopf, eine Leiter und eine Wäscheleine. Auf alltägliche und gewöhnliche Dinge, die im kollektiven Bewusstsein der Benutzer verankert sind, sollen neue Blicke geworfen werden. Indem man sie dem gewohnten Umfeld entnimmt und an unüblichen Orten wieder einsetzt, lässt sich ein Augenblick der Unvoreingenommenheit hervorrufen. Aus diesem abnormen Moment sollen neue und unerwartete Deutungen entstehen und andere, neue Gebrauchsanleitungen gefunden werden. Die ausgesetzten Objekte sind eine Aufforderung, über gewohnte Handlungen und Orte nachzudenken. Sie sind Provokationen, die im öffentlichen Raum weitergesponnen werden wollen. Der Ort, der öffentliche Raum irgendeiner Stadt, soll nicht als dekorative Kulisse für die Intervention verstanden werden. Vielmehr soll der Kontext und die Beziehung zum Ort die Ausführung und Entwicklung der Intervention prägen und seine Deutung beeinflussen: das Neue wird zum Träger des Ortes.
Call for entries
Gestalter diverser Disziplinen werden eingeladen, an einem oder mehreren fotografierten Objekten ortsunabhängig weiter zu denken und in Folge weiter zu planen und gestalten. Die fotografierten Objekte sind nicht an die im Foto dargestellten Orte und Positionen gebunden. Jeder soll für eines oder mehrere dieser Objekte einen Ort finden, der ihm passend erscheint. Die Intervention funktioniert in der neu und individuell gewählten Umgebung als Denkraum. Die Funktionalität der Intervention steht nicht im Vordergrund.
Lungomare und öffentlicher Raum
16.03.07, 19.00 Uhr
Eröffnung mit der Jury: Fabio Bortolani, Helene Hölzl, Rainer Köberl, Marko Lulic, Peter Zoderer
16.03.07 – 22.04.07
Ausstellung in Lungomare
21.04.07, 19.00 Uhr
Eröffnung der Interventionen im Stadtraum von Bozen
21.04.07, 20.00 Uhr
Lungomare Concert: Daniela Cattivelli (electronics) & Margareth Kammerer (voice and guitar)
21.04.07 – 19.05.07
Ausstellung im Stadtraum von Bozen
Die Galerie Lungomare präsentiert das Projekt “ausgesetzt_spaesato” und ruft zu einem “Call for participation” auf – kuratiert von Angelika Burtscher, Daniele Lupo, Heimo Prünster und Antonietta Putzu.
Die Kuratoren des Projektes haben 5 Alltagsobjekte im öffentlichen Raum ausgesetzt und dokumentiert. Künstler und Gestalter diverser Disziplinen werden eingeladen, an diesen Objekten ortsunabhängig weiterzudenken und in Folge weiterzugestalten.
Unten finden sich ein Konzepttext und fünf Fotos, welche die Projektidee skizzieren – der abgebildete Ort und die Position (vertikal und horizontal) der Objekte sind variabel.
16.03.07
Während der Eröffnung im Lungomare wurden alle Einsendungen zur Ausschreibung “ausgesetzt_spaesato” präsentiert und 5 Siegerprojekte wurden von der Jury ausgewählt, um im Sommer 2007 realisiert zu werden.
Jury: Fabio Bortolani, Helene Hölzl, Rainer Köberl, Marko Lulic, Peter Zoderer
“Ohne Titel”
Die Gruppe Effektiv gräbt als 3-Tages-Aktion eine Grube auf der Talferwiese. Sobald die Grube ihre Tiefe erreicht hat, wird in ihr eine Leiter ausgesetzt. Die Arbeit spielt dabei mit der Assoziation einer Baustelle, einer Bodenskulptur, eines unbrauchbaren Erdloches und lässt die Passanten ihre eigenen Definitionen finden. Die Gruppe Effektiv setzt dabei das Objekt „Leiter“ und die Grube in Beziehung zueinander, und setzt sie in eine unlösbare Beziehung.
“plug & voice”
„Plug and voice“ sind drei „sprechende“ Steckdosen, die den öffentlichen Raum der Stadt mit einer Soundcollage bespielen. Die deutsch bzw. italienisch sprechenden Steckdosen machen die Passanten an drei Orten der Laubengasse durch Zurufe auf sich aufmerksam. Die Installation wird zu einem lockenden und ironischen Irritationsobjekt. „plug and voice“ verbindet die sichtbare, vordergründige Welt mit der unsichtbaren, geheimnisvollen.
Micheli & Mougin: Psst, vieni qui
“ci sono molte favole”
Minove präsentieren die Aktion „ci sono molte favole“, und laden eine Kindergruppe des Vereins „La Vispa Teresa“ ein, die Lieblingsplätze in ihrem urbanen Umfeld zu benennen und zu kennzeichnen. Die Aktion geht auf die Stadtwahrnehmung aus dem Blickwinkel eines Kindes ein, wobei der Knopf als Merkzeichen dient. Fotografien und ein Stadtplan dokumentieren am Ende der Aktion auf der Talferwiese die diversen Stadtblicke der Kinder.
“x-ing”
Martin Siegrist bezieht sich in seiner Arbeit „x-ing“ auf die urbane Landschaft und die Wahrnehmung von Grenzen. Mittels der Installation von vier farbigen Verkehrsschildern werden dem Betrachter Anleitungen gegeben, Grenzen unserer städtischen Landschaft zu erkennen und zu markieren. Der banale Alltagsgegenstand „Leiter“ wird so zum Untersuchungswerkzeug und zum Katalysator, der unsichtbare Barrieren der urbanen Landschaft sichtbar macht.
“S.O.S”
Das Studio Veríssimo setzt mit seiner Arbeit „S.O.S.“ einen Alltagsgegenstand aus: Eine Steckdose wird aus dem privaten in den öffentlichen Raum gebracht, und so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Steckdosen, in Form eines roten Kreuzes, stehen am Waltherplatz und am Busbahnhof für die Passanten zur freien Verfügung. Das Objekt lehnt sich an die Symbolik des SOS-Signals an, und unterstreicht so seinen Notfallcharakter. Wer sich in Not befindet und Strom braucht, kann sich an diesen zwei Orten anschließen.
21.04.07
Lungomare Concert
Daniela Cattivelli (elektronische Musik) & Margareth Kammerer (Stimme und Gitarre)
Autonome Provinz Bozen-Südtirol, Kulturabteilungen
Autonome Provinz Bozen, Amt für Handwerk, Industrie und Handel
Stadt Bozen, Kulturamt
Fördermitglieder 2007:
Clipart, Eos-Solutions for Business, Finstral, Heinrich Gasser, Parkhotel Laurin, Tecnomag
Jetzt und bald
AUSSTELLUNG :: Binta Diaw :: Collective Practices – A Living Experience of Feeling ListenedÜber Lungomare
Lungomare, 2003 in Bozen gegründeter Kulturverein, versteht sich als ein Projektraum, in dem auf das Bedürfnis und die Notwendigkeit reagiert werden kann, Ideen, Meinungen, Erfahrungen und Differenzen auszutauschen und kulturelle Aktivitäten in ihrem politischen und sozialen Kontext zu erfahren. Lungomare erforscht und erprobt in seinen Projekten das Beziehungsgeflecht zwischen Design, Architektur, Stadtplanung, Kunst und Theorie und präsentiert diese anhand unterschiedlicher Formate: Publikumsgespräche, Symposien, Publikationen, Ausstellungen und Interventionen im öffentlichen Raum. Sie sind darauf ausgerichtet, in die kulturellen und sozio-politischen Prozesse des von Lungomare bespielten Territoriumseinzugreifen. Aktuell konzentrieren sich die Aktivitäten von Lungomare auf Projekte langfristiger Residencies: Die Gäste von Lungomare sind eingeladen, sich im und mit dem Kontext Südtirol auseinander zu setzen und in diesem zu agieren. Die Aktivitäten von Lungomare sind an folgenden drei Prinzipien ausgerichtet: eine spezifische Aufmerksamkeit für das Umfeld, in dem die Projekte durchgeführt werden, der transdisziplinäre Zugang, der sie kennzeichnet und die Reflexion über die Rolle von Lungomare als Kulturinstitution im Kontext seines bespielten Ortsgebietes.
ChronologieTerritorium
Lungomare befindet sich am Ortsrand von Bozen, der Hauptstadt Südtirols und versucht die Bezüglichkeiten zu seinem Umfeld anschaulich zu machen, indem es seine verändernden Dynamiken thematisiert. Bozen ist durch eine Mischung dichter Wohngebiete und ausgedehnter Grünflächen charakterisiert. Letztere werden weitgehend landwirtschaftlich genutzt und durchdringen vielerorts und bis ins Zentrum das urbane Stadtgebiet, was der Stadt eine landschaftlich pittoreske und besondere Note verleiht. Die es umringenden Berge tragen ebenso zum hohen touristischen Image der Stadt Bozen und seiner Umgebung bei und sind unter anderem der Grund, warum die Region wirtschaftlich vor allem durch seinen Tourismus boomt. Die demografische Struktur der Stadt ist seit geraumer Zeit durch das Zusammenleben zweier Bevölkerungsgruppen, der deutsch- und der italienischsprachigen geprägt. Die soziale und demografische Zusammensetzung der Bevölkerung ist heute im Wandel. Migranten auch aus nichteuropäischen Ländern lassen sich hier nieder oder durchqueren die Region, zum Teil auf der Suche nach politischem Asyl