KEX | RAND KUNST – AUSSTELLUNG, FESTIVAL, VORTRAG
KUNSTHALLE EXNERGASSE | WUK
Währinger Str.59
2. Stiege, 1. Stock
A 1090 Wien
Ausstellungseröffnung: 7. Okt 2020, 18 Uhr
mit Vorträgen von Jochen Becker und Angelika Burtscher
AM RAND
Ausstellung mit Beiträgen von Nicolò Degiorgis, Futurefarmers, Eva Hertzsch & Adam Page.
Mitgestaltet von Jochen Becker (metroZones/station urbaner kulturen, Berlin), Angelika Burtscher (Lungomare, Bozen) und Social Design Studio der Universität für angewandte Kunst Wien.
Ausgehend von der Kollaboration der Kunsthalle Exnergasse mit dem Projekt ‚Zukunftshof’ am Gelände des ehemaligen Haschahofs am Stadtrand von Wien, versammeln das Veranstaltungsprogramm KEX | Rand sowie die Ausstellung ‘Am Rand’ internationale Beiträge zu Fragen der Stadtlandwirtschaft, Stadterweiterung und Stadtteilentwicklung mit einem spezifischen Fokus auf Landnutzung und den Wandel des Agrar- und Ernährungssystems im urbanen Umfeld.
VORTRÄGE
Jochen Becker (metroZones): Was ist Draußen? Kulturen der Zwischenstadt
Was ist Draußen eigentlich? Diese Frage reizt, weil das „Draußen“ ja räumlich gesehen werden kann, als Stadtrand oder auch verstreut als Peripherie und Hinterland, aber auch einen gesellschaftlichen Spaltungsprozess widerspiegelt, wer denn noch dazugehört, und wer nicht. Die verstädterte Landschaft oder die verlandschaftete Stadt ist die eine Seite der Entwicklung. Zugleich spaltet sich die Stadt auch innerhalb. Die Wiederentdeckung des zentralen Wohnens hat die die soziale Entmischung zwischen Arm und Reich, zwischen Erstbezieher_innen und Fremdgemachten, zwischen lautstark und kleinlaut befördert. Und wo kommt eigentlich unser Essen her, unser Wasser, unsere frische Luft, unsere Waren und Güter? Genau hier, im Hinterland noch außerhalb der Banlieues, bündelten sich die Proteste der „Gelbwesten“ in Frankreich: Vor Verteilzentren, auf Parkplätzen und an Verkehrskreisel.
Jochen Becker (Berlin) ist Mitbegründer von metroZones | center for urban affairs sowie der „station urbaner kulturen“. Zurzeit entwickelt er in Düsseldorf die Projekte Stadt als Fabrik sowie Place Internationale (2017-21).
Angelika Burtscher (Lungomare): Das Kuratieren und Gestalten von öffentlichen Interessen oder: kann Transformation kuratiert werden?
Wenn wir kuratieren und gestalten, haben wir die Möglichkeit, uns zu “involvieren”, Dialoge herauszufordern, transdisziplinäre Kollaborationen zu ermöglichen, Mediator_in und Übersetzer_in von Wissen und Nicht-Wissen zu sein und Menschen, Erfahrungen, Fakten und Wünsche in einen Austausch zu bringen. Wie können wir dabei neue politische und gesellschaftliche Zusammenhänge schaffen und kollektive Ordnungen und Räume neu denken? Welche Kontexte existieren dafür bereits und welche müssen erst geschaffen werden? Wie können künstlerische und kulturelle Praxen konkrete Vorschläge für die Transformation eines Ist-Zustandes formulieren?
Angelika Burtscher ist Mitbegründerin von Lungomare (Bozen, Italien). Lungomare gestaltet, kuratiert und produziert transdisziplinäre Kultur- und Designprojekte und Kollaborationen am Schnittpunkt zwischen dem öffentlichen, virtuellen, gedruckten, urbanen sowie dem ausstellenden Raum.
Jetzt und bald
AUSSTELLUNG :: Binta Diaw :: Collective Practices – A Living Experience of Feeling ListenedÜber Lungomare
Lungomare, 2003 in Bozen gegründeter Kulturverein, versteht sich als ein Projektraum, in dem auf das Bedürfnis und die Notwendigkeit reagiert werden kann, Ideen, Meinungen, Erfahrungen und Differenzen auszutauschen und kulturelle Aktivitäten in ihrem politischen und sozialen Kontext zu erfahren. Lungomare erforscht und erprobt in seinen Projekten das Beziehungsgeflecht zwischen Design, Architektur, Stadtplanung, Kunst und Theorie und präsentiert diese anhand unterschiedlicher Formate: Publikumsgespräche, Symposien, Publikationen, Ausstellungen und Interventionen im öffentlichen Raum. Sie sind darauf ausgerichtet, in die kulturellen und sozio-politischen Prozesse des von Lungomare bespielten Territoriumseinzugreifen. Aktuell konzentrieren sich die Aktivitäten von Lungomare auf Projekte langfristiger Residencies: Die Gäste von Lungomare sind eingeladen, sich im und mit dem Kontext Südtirol auseinander zu setzen und in diesem zu agieren. Die Aktivitäten von Lungomare sind an folgenden drei Prinzipien ausgerichtet: eine spezifische Aufmerksamkeit für das Umfeld, in dem die Projekte durchgeführt werden, der transdisziplinäre Zugang, der sie kennzeichnet und die Reflexion über die Rolle von Lungomare als Kulturinstitution im Kontext seines bespielten Ortsgebietes.
ChronologieTerritorium
Lungomare befindet sich am Ortsrand von Bozen, der Hauptstadt Südtirols und versucht die Bezüglichkeiten zu seinem Umfeld anschaulich zu machen, indem es seine verändernden Dynamiken thematisiert. Bozen ist durch eine Mischung dichter Wohngebiete und ausgedehnter Grünflächen charakterisiert. Letztere werden weitgehend landwirtschaftlich genutzt und durchdringen vielerorts und bis ins Zentrum das urbane Stadtgebiet, was der Stadt eine landschaftlich pittoreske und besondere Note verleiht. Die es umringenden Berge tragen ebenso zum hohen touristischen Image der Stadt Bozen und seiner Umgebung bei und sind unter anderem der Grund, warum die Region wirtschaftlich vor allem durch seinen Tourismus boomt. Die demografische Struktur der Stadt ist seit geraumer Zeit durch das Zusammenleben zweier Bevölkerungsgruppen, der deutsch- und der italienischsprachigen geprägt. Die soziale und demografische Zusammensetzung der Bevölkerung ist heute im Wandel. Migranten auch aus nichteuropäischen Ländern lassen sich hier nieder oder durchqueren die Region, zum Teil auf der Suche nach politischem Asyl